1.1. Über dieses Werk
1.1.1. Warum Unternehmer?
Es mag die Frage aufkommen: Warum richtet sich dieses Werk eigentlich an Unternehmer?
Um das zu beantworten, muss zunächst der Begriff "Unternehmer" definiert werden.
Das Wort "Unternehmer" wird mit Sicherheit verschiedene Assoziationen hervorrufen.
Unternehmer in dem Sinne, wie sie hier gemeint sind, sind Menschen, die:
-
etwas unternehmen
-
unternehmerisch denken und handeln
-
ihre eigenen Kräfte so nachhaltig organisieren, dass sie damit an den Markt treten
und am Marktgeschehen teilhaben können.
1. Nachhaltiges Denken
Besonders wichtig ist mir hierbei das nachhaltige Denken. Wenn ich Energie in eine Sache
investiere: Was kann ich tun, damit sich meine Anstrengungen später bestmöglich für
mich auszahlen? Wie kann ich verhindern, dass ich Arbeit mehrfach erledigen muss,
wenn es auch möglich ist, sie nur einmal zu machen, dafür aber richtig?
Das Informationsmanagement ist der wichtigste Baustein, wenn es darum geht, unternehmerisch
eine Existenz aufzubauen. Informationsmanagement benötigt eine leistungsfähige
Informations-Technologie. Der richtige Begriff lautet "leistungsfähig", nicht
aber "verrottet". Eine verrottete Informations-Technologie ist der Alptraum
eines jeden Unternehmers, der auch nur ein bisschen Weitblick beweist.
Wer also ein leistungsfähiges Informationsmanagement braucht und auch von leistungsfähiger
Informations-Technologie abhängig ist, der sollte sich einmal richtig Gedanken über die
Informations-Technologie machen, die er für die nächsten Jahrzehnte seines Lebens einzusetzen
gedenkt.
2. Die Plattform
Die nächste Frage ist die Auswahl der Plattform, auf welcher die Informations-Technologie
basieren soll. Grundsätzlich gibt es hier verschiedene Alternativen:
-
Windows: Wer Windows wählt, wählt eine Plattform, die schnell zu greifbaren Resultaten
führt. Windows hat den großen Vorteil, dass Software, die vor 5, 10 oder 15 Jahren lief, auch heute noch
läuft. Das gilt zwar nicht immer, aber doch erstaunlich häufig. Der Nachteil ist, dass Windows
vor allem in den 90er Jahren so instabil war, dass ernsthafte Arbeit mit dieser Plattform
schlicht keinen Spass gemacht hat. Die fehlenden Möglichkeiten, Dinge zu automatisieren, sind
in meinen Augen das größte Manko dieser Plattform. Effizientes Ausreizen der Kommandozeile
und auch die Programmierung leistungsfähiger (Shell-) Skripte sind Dinge, die mir unter
Windows fehlen. Rudimentär sind sie vorhanden, aber andere Plattformen punkten hier eindeutig
besser.
-
Apple: Die Apple-Welt ist eine Welt, die ich jahrelang mit Argwohn beobachtet hatte.
Am Anfang waren es Mäuse mit nur einer Taste, die mir nicht gerade das Gefühl gegeben
hatten, hier könnte ich meine Kreativität voll ausleben. Über die Jahre kam ich
hin und wieder mal mit einem Mac in Berührung. Die Konzepte in dieser Welt erschienen mir
jedoch eher als Gängelung und weniger als nützlich oder gar als verlockend. Für einen
geborenen Grafiker oder Künstler war Apple wohl die erste Wahl. Für einen geborenen Informatiker
und leidenschaftlichen Programmierer waren andere Systeme definitiv interessanter.
Ende 2007 hat sich meine Sicht auf die Apple-Welt grundlegend geändert: Was ist passiert?
Nun, ich konnte die Entwicklungen in der Apple-Welt nicht mehr länger ignorieren. Es gibt Videos,
die das neue "Mac OS X" und auch das neue "iPhone" detailliert vorstellen.
Das, was ich in diesen Videos gesehen habe, hat mich tatsächlich begeistert. Sogar mehrere Desktops
(dort "Spaces" genannt) gibt es in "Mac OS X" jetzt!
Es ist durchaus möglich, dass Apple auch künftig in der Computer-Welt revolutionäre
Maßstäbe setzen wird, die höchstwahrscheinlich auch auf andere Plattformen abfärben werden.
Da meine Welt in den späten 90er Jahren eher von Unix und PCs geprägt war und meine spärlichen
Erlebnisse mit Macs mir nur negative Vorurteile gegenüber der Apple-Welt beschert hatten, weiß
ich heute immer noch objektiv zu wenig über die Apple-Welt, um sie aus technischer Sicht
beurteilen zu können (ob die beim Schauen der Filme geweckten Begeisterungen in der Praxis
auch weiterhin existieren werden).
Wer also in die Apple-Welt hineingeboren wurde und damit seine Bedürfnisse restlos realisieren
kann, soll "Mac OS X" nutzen. Wem Konzepte, wie Open Source oder Kostenminimierung
durch die konsequente Nutzung von schnörkelloser Standardhardware gepaart mit kostenloser
freier Software wichtiger sind, der wird wohl auch weiterhin eher auf Linux setzen.
-
Linux: Linux macht Unix-Konzepte kostenlos erhältlich. Im Grunde waren es die Unix-Konzepte,
die mir schon in den 90er Jahren ein grenzenloses Ausleben der Kreativität aufgezeigt hatten.
Ich hatte spielerisch erlernt, wie ein Anwender auf Rechnern arbeiten (und deren Ressourcen,
einschließlich Kamera und Mikrofon, nutzen) konnte, die sich an einem völlig anderen Ort befanden,
als der Anwender selbst. Mittlerweile sind die Sicherheitsstandards in der IT auf einem anderen
Niveau als damals. Aber, die Unix-Konzepte, die ich zu damaliger Zeit gelernt hatte (inklusive
dem Signal-Handling, der Multi-Prozess-Programmierung in C und der vollständigen Dokumentation
dieses Basiswissens in den man-Pages) waren, verglichen mit dem, was ich auf anderen Plattformen so kannte,
einfach phantastisch! Linux übernimmt den größten Teil dieser Konzepte und macht sie auf PCs
nutzbar.
Die Vorteile von Linux waren jahrelang die unübertroffene Stabilität (im Vergleich zu Windows)
und die riesigen Möglichkeiten, mühelos Dinge zu automatisieren, die in der Windows-Welt nur
mit großem Aufwand oder gar nicht automatisierbar wären.
Ein weiterer riesiger Pluspunkt ist die Lizenzfrage: In diesem Punkt ist abzusehen, dass
Linux in Zukunft frei von Gängelungen sein wird, wenn es darum geht, neue Technologien
auszuprobieren und eventuell auch zu nutzen. Beispiel: Ein Linux kann ich so oft auf einem
Rechner installieren, wie ich will, ob nun im Dual-Boot-Modus oder in virtualisierter Form.
Soll es eine virtualisierte Lösung sein, fallen nur Kosten für die Virtualisierungssoftware
an, wenn es denn unbedingt eine VMWare-Lösung sein muss. Im Gegensatz zur Windows-Welt muss
ich mir beim Einsatz einer Linux-Plattform keine Gedanken darüber machen, wie viele Lizenzen
ich für meinen Bedarf benötige und ob eine neue Lizenz fällig ist, wenn ich nur mal schnell
ein Test- oder ein Backup-System aufsetzen will, das ich nur dann nutze, wenn das Hauptsystem
unerwartet kaputt geht.
Den Nachteil von Linux bekam ich leider erst mit der Zeit zu spüren: Software, die vor kurzem
noch lief, läuft meistens in neueren Versionen nicht oder nur nach aufwändiger Anpassung. Auch
die Tatsache, dass alte CD-Images im TAO-Modus in aktuellen Linux-Distributionen nicht mehr
korrekt ausgelesen werden können, weil der Kernel ab 2.4 fehlerhaft arbeitet (und das Thema
niemand mehr fixen wird, weil es anscheinend im Zeitalter von DAO niemanden mehr interessiert),
war für mich ein kräftiger Schlag ins Gesicht.
In der Summe überwiegen jedoch die Vorteile gegenüber den Nachteilen. Dem Problem mit der
Zukunftsfähigkeit der Software muss damit entgegnet werden, indem das Geschehen in der
Linux-Welt ständig beobachtet wird, damit frühzeitig auf Veränderungen reagiert werden kann.
Aber das Beobachten der Weiterentwicklung einer Lösung, die man einsetzt und die die Achillesferse
einer gesamten Existenz darstellt, ist eine Tätigkeit, die grundsätzlich empfehlenswert ist,
egal auf welcher Plattform die Lösung basiert.
-
BSD und andere: Natürlich gibt es noch viele andere Plattformen. Da ein Mensch aber
unmöglich alles kennen und wissen kann, müssen zwangsläufig auch Plattformen zu Randerscheinungen
degradiert werden, vor allem dann, wenn es sich um Plattformen handelt, von denen man nur
gehört, die man aber nie live gesehen hat. (Wäre ich ein Kanadier oder ein Japaner, würde ich
über BSD vielleicht anders schreiben. Hier, in der mitteleuropäischen Kultur, werden die Menschen
aber eher von Linux geprägt als von BSD.)
Beachten Sie bitte, dass die obige Liste nur meine ganz persönliche Sicht auf das Thema
"Plattformen" darstellt.
Wenn Sie sich eine wirklich ausgewogene Meinung über Plattformen bilden möchten, dann nutzen Sie
bitte das Internet und suchen Sie nach weiteren Vergleichen zu dem Thema. Es ist nicht mein
Ziel, Sie auf Linux zu konditionieren, wenn Sie das nicht wollen. Das Ziel der obigen Liste
ist, Sie in Ihrer Entscheidung zu bestärken, wenn Sie der Meinung sind, Linux wäre auch für
Sie die geeignete Plattform.
Die Auswahl der richtigen Plattform ist eine Entscheidung, die jeder für sich treffen muss.
Sie ist sorgfältig zu treffen, weil eine einmal getroffene Entscheidung nur mit großem Aufwand revidiert
werden kann, besonders dann, wenn man von der Plattform abhängig ist, für die man sich
entschieden hat.
3. Distribution
Wenn Linux, dann stellt sich die Frage, welche Distribution. Als ernsthafte Alternativen gibt es
SuSE (Novell), Red Hat, Debian, Gentoo, neuerdings auch Ubuntu und einige mehr.
-
Suse und Red Hat: Suse und Red Hat sortiere ich schon mal aus, weil kommerzielle
Distributionen dem Druck unterliegen, zu bestimmten Deadlines etwas veröffentlichen zu müssen,
egal wie gereift das Produkt gerade ist. Besonders in den letzten Jahren als SuSE-Anwender hatte
ich das persönlich auch gespürt.
-
Gentoo: Gentoo ist etwas für Leute, die viiiiel Zeit haben. Hier wird jedes Programm noch
per Hand kompiliert. Das mag zwar maximale Stabilität (und vielleicht auch Aktualität) mit sich
bringen, aber dazu habe zumindest ich schlicht nicht die Zeit.
-
Debian: Debian ist eine Distribution, die langsam reift und erst dann Releases
veröffentlicht, wenn diese wirklich stabil sind. Zwischen den Extremen SuSE und Red Hat
einerseits und Gentoo andererseits ist Debian eine Lösung, die zumindest mir als optimal
erscheint. Zwar muss man in das Aufsetzen eines Debian-Systems deutlich mehr Zeit investieren
als in eine SuSE- oder "Red Hat"-Umgebung, besonders als Neuling,
aber wenn es einmal läuft, läuft es sehr stabil (was u.a. auch daran liegt, dass man
als Anwender dann tatsächlich verstanden hat, was hier wie und warum funktioniert).
Nur Gentoo könnte das Verständnis und die Stabilität vielleicht noch toppen (vermute ich,
denn ausprobiert habe ich das noch nicht), aber der Zwang, alles selbst kompilieren zu müssen,
ist eine Grenze, die ich nicht zu überschreiten bereit bin.
-
Ubuntu: Ubuntu kam leider erst sehr spät in die Szene, da war ich bereits damit beschäftigt,
das Thema "Debian" zu erforschen. Als Nachteil von Ubuntu gegenüber Debian sehe ich dessen
Schnelllebigkeit. Wenn alle halbe Jahre ein Release kommt, besteht folglich auch ein gewisser Zwang,
alle halbe Jahre ein System zu aktualisieren, für das man womöglich anderthalb Jahre gebraucht
hat, um es aufzusetzen und so zurechtzubiegen, dass tatsächlich alle seine Komponenten stabil laufen
(ich erwähnte ja bereits weiter oben zum Thema Linux: Sie müssen damit rechnen, dass Software, die
vor kurzem noch lief, in neueren Versionen nicht oder nur noch buggig läuft, so dass eine
aufwändige Anpassung erforderlich ist).
Noch viel bedenklicher finde ich in Ubuntu aber das inhärente Konzept, dass es keinerlei redundante
Software enthält. Will heißen: Die Distribution entscheidet, welchen Editor Sie zu benutzen haben.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet Ihr Lieblingseditor in der Distribution
vorhanden sein wird, wenn von 100 nur einer hinein darf, die restlichen 99 aber nicht?
Nun habe ich mir zwar sagen lassen, dass man an Ubuntu-Systeme auch Debian-Repositories anbinden
kann, um Software nachinstallieren zu können, die in Ubuntu nicht vorhanden ist, aber das ist wieder
mit Aufwand verbunden, der durch nichts gerechtfertigt ist: Warum Ubuntu installieren, um daraus
dann ein Debian zu machen, wenn man auch gleich ein Debien installieren kann, wenn man tatsächlich
ein Debian braucht?
4. Zeit sparen und trotzdem Debian benutzen
Zurück zur Frage: Warum Unternehmer? Es ist offenbar nicht wirklich modern, sich offen
(und mit allen Konsequenzen) für ein Debian-Linux zu entscheiden und trotzdem unternehmerisch
denken und handeln zu wollen. Zumindest in der Community scheint mir das ein Weg zu sein, der
nur selten gegangen wird. Der Grund: Wer sich einmal mit Debian beschäftigt, investiert so
viel Zeit in das Thema, dass er kaum noch zu anderen Dingen kommt. Scheint mir jedenfalls so.
In der Szene wird von einem Neuling verlangt, dass er jedes Konzept kennt, das es
in der Debian-Welt gibt. Und wenn er es nicht kennt, muss er so lange umfangreiche Dokumentationen
lesen, bis er es nach einigen Tagen verstanden hat. Dann muss er noch weitere Tage Zeit investieren,
bis er das, was er einmal verstanden hat, auch anwenden kann, weil die vielen Fallstricke nun
mal schlecht dokumentiert sind (meistens sind die Quellen, die er gelesen hat, schlicht veraltet).
In der Szene ist es schick, mit allen möglichen technischen Rafinessen zu spielen. Unüblich ist
es, die vorhandenen technischen Möglichkeiten nur zu benutzen.
Das ist der entscheidende Punkt, den ich mit diesem Werk anders gestalten möchte:
Wer wirklich ein System benutzen will, darauf ein Informationsmanagement aufbauen will,
das eventuell die Grundlage einer wirtschaftlichen Existenz wird, braucht konkrete Anleitungen,
die dem Anwender (dem Neuling) verraten, wie er gewisse Dinge am Rechner schnell realisieren kann.
5. "Debian für Unternehmer" richtet sich an Menschen, die mit Debian etwas unternehmen wollen
"Debian für Unternehmer" liefert Anleitungen für Macher. Die Anleitungen
liefern so viel Basis-Know-how, wie nötig ist, um eine Sache zu verstehen. Die
Anleitungen zeigen immer konkret am Beispiel, wie der Anwender eine Software / einen Treiber
installieren und konfigurieren kann. Hier werden nicht Rätsel aufgegeben, sondern getestete
Lösungen gebracht.
6. Getestete Anleitungen
Wenn nicht jeweils ausdrücklich auf das Gegenteil hingewiesen wurde, sind die Anleitungen
auf realen Systemen getestet. Der Anwender lernt in diesen Anleitungen konkret, wie eine
Software installiert und konfiguriert werden kann. Wenn er exakt das gleiche System vorliegen
hat, wie von den Anleitungen angenommen, dann kann der Anwender davon ausgehen, dass seine
Aktionen von Erfolg gekrönt sein werden. Das ist in dieser Form einmalig! Selbst wenn der
Anwender die Anleitungen auf abweichenden Systemen ausprobiert, so kann er davon ausgehen,
dass er wenigstens lernt, wie eine Sache grundsätzlich zu bewerkstelligen ist, er kann
die Anleitung auf sein individuelles System adaptieren und muss, wenn etwas nicht von Erfolg
gekrönt ist, nur herausfinden, was an seinem System anders ist, als an dem System, von dem
die Anleitung ausgeht.
7. Der Zeitvorteil
Wer ein Debian-System mit den Vorteilen braucht, die nur Debian zu bieten hat, und
keine Zeit hat, sich das Know-how so anzueignen, wie man das bisher in der Debian-Szene
gemacht hat, kann "Debian für Unternehmer" eins-zu-eins abarbeiten und hat
innerhalb kürzester Zeit ein System, das läuft und das er versteht.
Die frei gewordene Zeit kann in Tätigkeiten investiert werden, die wirklich wichtig
für den Aufbau einer Existenz sind, ohne dabei auf die Vorteile einer Debian-Plattform
verzichten zu müssen.
8. Sie als Anwender
Wenn Sie mit all dem, was oben geschrieben steht, größtenteils einverstanden sind,
dann ist "Debian für Unternehmer" für Sie das perfekte Debian-How-to.
Legen Sie los!
|