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Debian für Unternehmer - Debian-Know-how

1002: Systemjournal führen

1. Wozu brauchen Sie ein Systemjournal?

Da Sie sicherlich nicht vorhaben, sich lebenslang 7 Tage die Woche 24 Stunden täglich mit der Konfiguration Ihres Debian-Betriebssystems zu beschäftigen, müssen Sie damit rechnen, dass Sie im Laufe der Monate oder Jahre, in denen Ihr Betriebssystem stabil für Sie arbeitet, vergessen, wie genau Sie die eine oder andere Konfiguration vorgenommen haben.

Mit Hilfe eines Systemjournals dokumentieren Sie ein installiertes Arbeitssystem. Ein Systemjournal bringt Ihnen folgende Vorteile:

  1. Wenn Sie ein Arbeitssystem neu aufsetzen und dabei das dazu passende Systemjournal vorliegen haben (entweder auf einem anderen Rechner oder ausgedruckt auf Papier), dann wissen Sie z.B. sofort, welche Partitionsnummern Sie während der Installation einzugeben haben, ohne erst lange herumüberlegen zu müssen, oder gar das Risiko einzugehen, in der Hektik eine falsche Partitionsnummer einzugeben.

  2. Wenn ein Arbeitssystem mehrere Monate lang produktiv läuft, und Sie plötzlich daran etwas verändern müssen, haben Sie in der Regel bereits vergessen, welche Daten Sie vor mehreren Monaten während der Installation einmal eingegeben haben. Schauen Sie dann einfach nach, und das Erinnern fällt Ihnen dann um einiges leichter.

  3. Wenn Ihr Rechner ausfällt und Sie sich einen neuen Rechner einrichten müssen, dann können Sie im Systemjournal nachsehen, wie Sie die Fragen des Installationsskriptes auf Ihrem alten (nun defekten) Rechner beantwortet hatten.


2. Systemjournale anlegen und richtig speichern

Sie sollten für jedes Arbeitssystem, das Sie auf Ihrem Rechner betreiben, ein separates Systemjournal anlegen. Wenn Sie zwei Arbeitssysteme (eins zum Arbeiten und eins zum Üben) betreiben, gehen Sie wie folgt vor:

cd /system_local
cd system
mkdir systemjournal
cd systemjournal
>1offline-system_etch_work.txt
>2offline-system_etch_exercise.txt

Sie haben hiermit die Entscheidung getroffen, das Systemjournal auf der internen Festplatte zu hinterlegen. Dort ist es auch gut aufgehoben, denn ein Systemjournal enthält systemrelevante Daten, die entsprechend an den Rechner und nicht an Ihre rechnerunabhängige Datenbasis gekoppelt werden sollte.

Sie sollten trotzdem ein Backup der Systemjournale aller Ihrer Rechner auf der externen Festplatte sichern! Denn, nur so können Sie (unkompliziert) im Systemjournal Dinge nachschlagen, wenn ein Rechner ausfällt und Sie auf einem Ersatzrechner ein neues System aufsetzen müssen.



3. Inhalte

Anhand des hier gewählten Beispiels wird Ihnen nun gezeigt, welche Inhalte wie in den Systemjournalen stehen sollten.


3.1. Datei "1offline-system_etch_work.txt"

Systemjournal
=============
Identifikation
--------------
         Dateiname: 1offline-system_etch_work.txt
 Speicherort lokal: /system_local/system/systemjournal/*
Speicherort global: /store/_current/_system/1_offline-system/system_local/system/systemjournal/*
           Version: 1.05
           Rechner: Offline-System
               CPU: AMD Athlon(tm) X2 Dual Core Processor BE-2350
     CPU-Statistik:
        Anzahl Kerne: 2
        Taktfrequenz: 2,1 GHz
     2nd-Level-Cache: 512 KB
            Bogomips: 4204.50

Betriebssystem
--------------
                 Name: Debian Etch R3 zum Arbeiten
Installiertes Release: Linux / Debian Etch "4.0_r3"

Partitionierung
---------------
 Systempartition:
         Partition: /dev/sda5
       Dateisystem: Ext3 journaling file system
             Größe: 20003,89 MB
       Mount-Point: /
             Label: etch_work

Datenpartitionen:
         Partition: /dev/sda9
       Dateisystem: Ext3 journaling file system
             Größe: 114002,39 MB
       Mount-Point: /system_local
             Label: system_local

DVD-Images
----------
DVD1: /system_local/_/1
DVD2: /system_local/_/2
DVD3: /system_local/_/3

3.2. Datei "2offline-system_etch_exercise.txt"

Systemjournal
=============
Identifikation
--------------
         Dateiname: 2offline-system_etch_exercise.txt
 Speicherort lokal: /system_local/system/systemjournal/*
Speicherort global: /store/_current/_system/1_offline-system/system_local/system/systemjournal/*
           Version: 1.05
           Rechner: Offline-System
               CPU: AMD Athlon(tm) X2 Dual Core Processor BE-2350
     CPU-Statistik:
        Anzahl Kerne: 2
        Taktfrequenz: 2,1 GHz
     2nd-Level-Cache: 512 KB
            Bogomips: 4204.50

Betriebssystem
--------------
                 Name: Debian Etch R3 zum Ueben
Installiertes Release: Linux / Debian Etch "4.0_r3"

Partitionierung
---------------
 Systempartition:
         Partition: /dev/sda6
       Dateisystem: Ext3 journaling file system
             Größe: 20003,89 MB
       Mount-Point: /
             Label: etch_exercise

Datenpartitionen:
         Partition: /dev/sda9
       Dateisystem: Ext3 journaling file system
             Größe: 114002,39 MB
       Mount-Point: /system_local
             Label: system_local

DVD-Images
----------
DVD1: /system_local/_/1
DVD2: /system_local/_/2
DVD3: /system_local/_/3

3.3. Legende

Die folgende Legende erklärt den Sinn der einzelnen Angaben in den Systemjournalen:

  • Dateiname: Wenn Sie ein Systemjournal ausgedruckt auf Papier vorliegen haben, dann hilft Ihnen dieses Angabe, die vorliegende Papierversion der elektronischen Version zuzuordnen.

  • Speicherort: Falls Sie vergessen haben, wo die Systemjournale im Original liegen, helfen Ihnen diese Angaben weiter:

    • Speicherort lokal: Das ist der rechnergekoppelte Speicherort auf dem lokalen Rechner.

    • Speicherort global: Das ist der rechnerunabhängige Speicherort auf der externen Festplatte. In der Regel sollte das der Ort sein, an dem sich das Backup der "system_local"-Partition befindet.

  • Version: Das Systemjournal kann sich von Zeit zu Zeit weiterentwickeln. Wenn die Versionsnummer Ihres Systemjournals von der Verionsnummer des hier vorgestellten Systemjournals abweicht, dann sollten Sie Ihr Systemjournal aktualisieren.

  • Rechner: Notieren Sie hier, auf welchen Ihrer Rechner das aktuelle Systemjournal zutrifft.

  • CPU: Wenn Sie aus der Datei "/proc/cpuinfo" den Inhalt des Feldes "model name" in das Systemjournal übernehmen, dann wissen Sie auch nach dem Ableben des Rechners noch, was für eine CPU er mal hatte.

  • CPU-Statistik: Wenn Sie schon dabei sind, Ihre Hardware zu dokumentieren, dann können Sie auch gleich noch interessante CPU-Statistik-Daten zusammentragen, die Sie hauptsächlich in der Datei "/proc/cpuinfo" finden. Wenn Sie sich in 5 Jahren mal fragen, was Sie "damals" so für Rechner hatten und welche Parameter sich in welcher Form mit der Zeit weiterentwickelt haben, dann werden Sie froh sein darüber, dass Sie sich diese Werte routinemäßig irgendwo notiert haben.

  • Anzahl Kerne: Wieviele Kerne hat Ihre CPU?

  • Taktfrequenz: Wie ist die Taktfrequenz pro CPU-Kern? Verwenden Sie gleich die Einheit "GHz", denn in ein paar Jahren werden 5- oder gar 6-stellige MHz-Angaben nur unnötig schwer lesbar sein.

  • 2nd-Level-Cache: Wie groß ist der 2nd-Level-Cache pro Kern?

  • Bogomips: Wie sind die gemessenen Bogomips pro Kern?

  • Name: Hier sollte eine für Sie aussagekräftige Bezeichnung stehen, aus der hervorgeht, auf welches der von Ihnen installierten Betriebssysteme das aktuelle Systemjournal zutrifft. Verwenden Sie dazu bevorzugt die Bezeichnung, unter der auch Ihr Bootmenü das entsprechende Betriebssystem auflistet.

  • Installiertes Release: Das sollten Sie sich unbedingt notieren! Wenn Sie einmal Installationsmedien von 5 verschiedenen Sarge-Varianten und dann noch von 3 weiteren Etch-Varianten auf Ihrer Festplatte haben, finden Sie nach einigen Monaten nur mit Mühe heraus, welche der vielen Varianten eine tatsächlich vorhandene Installation sein könnte. Das Problem: Debian identifiziert sich zwar über die Dateien "/etc/issue" und "/etc/debian_version", aber die Identifikation ist im Detail nicht aussagekräftig!

  • Systempartition: Schreiben Sie hier auf, auf welcher Partition Sie das hier dokumentierte Betriebssystem installiert haben und wie Sie diese Partition konfiguriert haben.

  • Datenpartitionen: Listen Sie hier alle Ihre Datenpartitionen auf, die vom hier dokumentierten Betriebssystem automatisch gemountet werden. Schreiben Sie auch hier dazu, wie Sie die Datenpartitionen konfiguriert haben

  • DVD-Images: Hier notieren Sie, wo sich die Images der DVD-Installationsmedien befinden, die das Betriebssystem bei jedem Start automatisch mountet und als Quelle für die Nachinstallation von Software nutzt.



4. Systemjournale mit Inhalt füllen

Sie haben jetzt gesehen, wie die Systemjournale inhaltlich aussehen können. Nehmen Sie nun einen Texteditor Ihrer Wahl und schreiben Sie für jedes Debian-System, das Sie zu installieren gedenken, ein Systemjournal.

Vergessen Sie nicht, die Systemjournale anschließend im /store-Verzeichnis zu sichern. Das Backup brauchen Sie, wenn ihre interne Festplatte einmal schreddern sollte.



5. Systemjournale verfügbar machen

Wenn Sie ein Betriebssystem neu installieren, dann ist der Rechner in dieser Zeit blockiert. Sie haben dann keinen Zugriff auf die Daten, die der Rechner beherbergt. Um während der Installation Einblick im Systemjournal zu haben, sollten Sie sich für eine der folgenden Möglichkeiten entscheiden:

  1. Kopieren Sie das Systemjournal, das Sie benötigen, auf einen anderen Rechner.

  2. Drucken Sie das Systemjournal, das Sie benötigen, aus. Legen Sie das Blatt Papier neben Ihre Tastatur.