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Debian für Unternehmer - Debian-Know-how

0703: Globales Bootmenü einrichten

In diesem Modul wird Ihnen gezeigt, wie Sie Ihr globales Bootmenü modifizieren können. Das verwendete Bootmenü heißt grub.



1. Die Datei "menu.lst"

Die Datei "menu.lst" bestimmt das Aussehen des Bootmenüs und die Bedeutung der einzelnen Menüpunkte. Sie können den eingebauten Editor des Midnight Commanders nutzen, um diese Datei anzupassen. Gehen Sie wie folgt vor:

  • Starten Sie den Midnight Commander:
    mc
    
  • Navigieren Sie in das Verzeichnis "/boot/grub".

  • Wählen Sie die Datei "menu.lst an und öffnen Sie sie mit F4.

Interessant ist jetzt der Inhalt dieser Datei. Alle Zeilen, die mit einem "#" beginnen, sind Kommentarzeilen und werden entsprechend von grub ignoriert.

Es ist eine gute Idee, wenn Sie zuerst die Datei etwas aufräumen. Wenn Sie den Blick für das Wesentliche freihaben möchten, dann löschen Sie alle Zeilen, die mit einem Kommentar beginnen, heraus. Sie können dazu die F8-Taste benutzen. Die nach dieser Aktion übrigbleibenden ca 10 Prozent der ursprünglichen Datei passen jetzt locker auf eine einzige Bildschirmseite.



2. Das Aussehen des Bootmenüs

Die folgenden drei Parameter bestimmen das Aussehen und Verhalten Ihres Bootmenüs:

  • default: Die Zahl sagt aus, welcher Menüpunkt nach dem Booten des Rechners zur Auswahl vorselektiert sein soll. Die Zählung beginnt bei 0. Beispiel:
    default 1
    
    In dem Fall ist der zweite Menüpunkt vorselektiert.

  • timeout: Wenn nach dem Booten des Rechners die Tastatur nicht berührt wird, dann sagt die Zahl aus, nach wie vielen Sekunden der vorselektierte Menüpunkt automatisch von grub ausgewählt wird. Das entsprechende Betriebssystem wird dann gestartet. Beispiel:
    timeout 5
    
    Nach 5 Sekunden den zweiten Menüpunkt automatisch auswählen.

  • color normal [highlight]: Dieser Befehl bestimmt die Farben des Bootmenüs. Die Farben werden mit Hilfe von symbolischen Farbbezeichnungen angegeben.

    Also so:
    "color foreground/background foreground/background".

    Anstelle von "background" können folgende Farben verwendet werden:
    black, blue, green, cyan, red, magenta, brown, light-gray.

    Anstelle von "foreground" können zusätzlich auch noch folgende Farben verwendet werden:
    dark-gray, light-blue, light-green, light-cyan, light-red, light-magenta, yellow, white

    Das Farbenpaar für "normal" bestimmt das Aussehen aller Menüpunkte, die im Moment nicht selektiert sind. Das Farbenpaar für "highlight" bestimmt das Aussehen des aktuell selektierten Menüpunktes. Wird kein Farbenpaar für "highlight" angegeben, dann wird der aktuell selektierte Menüpunkt invertiert dargestellt.

    Beispiel:
    color yellow/green white/blue
    
    Das Menü wird mit gelber Schrift auf grünem Hintergrund dargestellt. Der aktuell selektierte Menüpunkt wird mit weißer Schrift auf blauem Hintergrund dargestellt.



3. Die einzelnen Menüpunkte

Am Ende der Datei werden die einzelnen Menüpunkte definiert. Sie sollten dort jetzt zwei Menüpunkte zu stehen haben. Diese können Sie zwar noch etwas schöner umformatieren (TABs raus!), aber im Wesentlichen sollten sie so dort stehenbleiben. Der eine Menüpunkt startet Ihr Startrampen-Linux im Normal-Modus, und der zweite im Rettungs-Modus.

Alle weiteren Betriebssysteme sollten Sie so auf Ihren Rechner installieren, dass sie ihr eigenes Bootmenü in den Bootsektor ihrer jeweiligen Partition hinterlegen. Von Ihrem globalen Bootmenü aus springen Sie dann einfach die übrigen Bootmenüs an.

Dazu können Sie am Ende der Datei weitere Menüpunktdefinitionen hinzufügen. Ein Beispiel zeigt, wie es geht:

title hda1: Windows XP
  root (hd0,0)
  chainloader +1

title hda3: Reserve-Startrampen-Linux
  root (hd0,2)
  chainloader +1

title hda6: Debian Sarge zum Arbeiten
  root (hd0,5)
  chainloader +1

title hda7: Debian Sarge zum Ueben
  root (hd0,6)
  chainloader +1

title Floppy
  root (fd0)
  chainloader +1

Wie Sie sehen, ist das Prinzip sehr einfach und immer das gleiche. Die einzelnen Befehle haben folgende Bedeutung:

  • title: Der Text nach dem "title"-Befehl ist die Bezeichnung des Menüpunktes im Menü. Wenn Sie also "hda1: Windows XP" schreiben, dann heißt der Menüpunkt im Bootmenü genau so. Wenn Sie nach dem Booten des Rechners im globalen Bootmenü landen, dann sehen Sie, dass Sie auf der Partition "hda1" ein "Windows XP" zu liegen haben. Starten Sie diesen Menüpunkt, dann bootet der Rechner genau dieses Betriebssystem.

  • root: Der erste Wert in der Klammer (hd0 oder fd0) sagt aus, auf welchem Datenträger sich die zu bootende Partition befindet. Mit "hd0" meinen Sie die erste Festplatte. Mit "fd1" meinen meinen Sie das zweite Diskettenlaufwerk. Der zweite Wert beschreibt die Partition auf dem Datenträger. Der Wert 0 steht für die erste Partition, 1 für die zweite, 5 für die sechste und so weiter. Wenn Sie den zweiten Wert weglassen, dann soll nicht vom Bootsektor einer Partition, sondern vom Masterbootsektor des Datenträgers (also vom MBR) gebootet werden.

    Durch das Weglassen des zweiten Wertes können Sie zum Beispiel in einem Unterbootmenü einen Menüpunkt einbauen, der zum globalen Bootmenü zurückspringt. Das ist nützlich, wenn Sie beim Booten des Rechners aus Versehen das falsche System ausgewählt haben. Durch das "wieder hoch springen" verhindern Sie einen Neustart des Rechners und Sie sparen dadurch Zeit und Nerven.

  • chainloader +1: Mit diesem Befehl sagen Sie "grub", dass ein anderer Bootsektor (einer anderen Partition oder der des gesamten Datenträgers, also der MBR) aufgerufen werden soll. Meistens springen Sie von hier aus in ein anderes Bootmenü, etwa in das von Windows XP oder in das "grub" oder "lilo" eines anderen Linux-Systems.

Wenn Sie Ihr Menü mit weiteren nützlichen Eigenschaften versehen möchten, dann können Ihnen vielleicht auch nachfolgend beschriebenene Menüpunktarten hilfreich sein.

Sollten Sie ein Bootmenü auf dem Bootsektor einer Partition bearbeiten, dann können Sie mit diesem Eintrag ein Springen zurück zum Bootmenü auf dem Masterbootsektor erreichen. Der Vorteil: Wenn Sie sich beim Rechnerneustart verlaufen haben, kommen Sie in das globale Bootmenü zurück, ohne einen Neustart veranlassen zu müssen:

title MBR: Masterbootsektor
  root (hd0)
  chainloader +1

Mit einem solchen Trenn-Eintrag können Sie die Einträge in einem Bootmenü gruppieren:

title --------------------
  root

Sie sehen also, der Aufbau und die Pflege eines globalen Bootmenüs ist eine sehr einfache Sache, wenn die Details irgendwo dokumentiert sind. Viel Spaß damit! :-)



4. cfdisk

Ihr Startrampen-Linux ist auch ein sehr gut geeigneter Ort, wenn es darum geht, mit Hilfe von cfdisk Ihre Festplatte zu partitionieren.

Wenn Sie mehrere Festplatten haben, können Sie cfdisk als Kommandozeilenparameter sagen, welche Festplatte Sie bearbeiten wollen. Beispiel: Möchten Sie die zweite IDE-Festplatte partitionieren, dann rufen Sie auf:

cfdisk /dev/hdb

Die dritte SCSI-Festplatte partitionieren Sie wie folgt:

cfdisk /dev/sdc