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Debian für Unternehmer - Debian-Know-how

1160: Graphikkarte und Monitor optimal konfigurieren

Hier werden ein paar wenige Hardware-Konstellationen exemplarisch vorgestellt. Sie werden dabei ein paar Handgriffe lernen, mit denen Sie sicherlich auch Ihre eigene Hardware optimal nutzen können. Zur besseren Orientierung folgt zunächst ein Inhaltsverzeichnis:

Hinweis: Aktuell habe ich nur eine einzige Konstellation zur Verfügung, die ich so intensiv testen kann, dass ich die Richtigkeit der Anleitung weitestgehend sicherstellen kann (das ist der Vorteil von Monokulturen).



1. Onboard-Graphik-Chip (NVIDIA) mit LCD-Monitor (Fujitsu Siemens)

Diese Anleitung können Sie eins-zu-eins nutzen, wenn Ihr Rechner folgende Konstellation hat:

  • Onboard-Graphik-Chip "NVIDIA GeForce 7050PV" auf Chipsatz "NVIDIA nForce 630a"

  • LCD-Monitor "Fujitsu Siemens SCENICVIEW P19-2 P"


1.1. Probleme

Nach einer rudimentären Installation eines X-Window-Systems läuft Debian im VESA-Mode. Erstaunlicherweise ist die Grafik trotz VESA-Mode sehr flüssig. Aber die Schrift sämtlicher Elemente ist sehr klein, und zwar sowohl in der Login-Maske des Display-Managers als auch im Desktop-Environment (im Window-Manager) selbst. Desweiteren fällt auf, dass der "mplayer" Filme nicht im Vollbildmodus, sondern nur in kleinen Fenstern wiedergeben kann.

Um das alles zu ändern, sollten Sie das X-Window-System optimal an Grafikchip und Monitor anpassen.


1.2. So gehen Sie vor

Meine Empfehlung ist, dass Sie zunächst die Frequenzen Ihres Monitors herausrecherchieren, dann sich von der Website des Herstellers des NVIDIA-Grafik-Chips den Treiber herunterladen, anschließend sich noch die zu Kernel 2.6.22 passenden Kernel-Header besorgen (damit sie zum entsprechenden Kernel passen, den Sie bereits wegen des NVIDIA-Chipsatzes installiert hatten), dann aber zunächst wie üblich "dpkg-reconfigure" ausführen (um all die Parameter schon mal ordentlich zu setzen, die der NVIDIA-Treiber nicht ändern wird) und erst zum Schluss den NVIDIA-Treiber selbst installieren.

Also los:

  1. Die allererste Anlaufstelle bei Fragen zum Thema Computermonitor ist immer "prad.de":

    Um sich einen allgemeinen Überblick zu verschaffen, können Sie sich einen Monitorvergleich bestehend aus allen Untertypen des betreffenden Monitortyps erzeugen und anschließend betrachten:

    Wenn Sie Glück haben, finden Sie gleich dort für Ihren Monitor ein Datenblatt. Für den "Fujitsu Siemens SCENICVIEW P19-2 P" gibt es dort tatsächlich eins:

    Sie können auch auf der Herstellerseite von Fujitsu Siemens stöbern. Zum Beispiel hier:

    Sie finden dort die Handbücher. Einige dieser Handbücher sind auch in Papierform den Monitoren beigelegt worden.

    Sowohl in den Handbüchern als auch im Datenblatt finden Sie die folgenden von diesen Monitor unterstützten Bildaufbaufrequenzen:

    • Horizontalfrequenz: 30 - 82 kHz

    • Vertikalfrequenz: 56 - 76 Hz

  2. Besorgen Sie sich nun den Herstellertreiber von NVIDIA für den Onboard-Grafik-Chip "NVIDIA GeForce 7050PV". Gehen Sie dazu auf die Seite des Herstellers: http://www.nvidia.com/Download/index.aspx?lang=en-us

    Sie sehen jetzt ein Suchformular. Füllen Sie es aus:

    • Product Type: GeForce

    • Product Series: GeForce 7 Series

    • Operating System: Linux 32-bit

    • Language: English (US)

    Nach einem Mausklick auf den "Search"-Button kommen Sie auf eine Seite, die Ihnen (Stand: 23.06.2008) den Treiber in der Version 173.14.09 vom 11. Juni 2008 anbietet und eine README-Seite.

    Laden Sie den Treiber jetzt herunter.

  3. Jetzt haben Sie alles, was Sie brauchen. Machen Sie nun eine Shell auf und geben Sie folgenden Befehl ein:

    dpkg-reconfigure xserver-xorg
    

  4. Hangeln Sie sich durch die Fragen durch, und zwar wie folgt:

    1. Mangels Alternative wählen Sie bitte "vesa".

    2. Bestätigen Sie den Default-Wert für die Video-Karte: "Generic Video Card"

    3. Bestätigen Sie den Default-Wert für den "Video Card's bus identifier": "PCI:0:18:0"

    4. Bei "Amount of memory (kB) to be used by the video card" lassen Sie bitte das Eingabefeld leer.

    5. Soll die Kommunkation mit der Hardware per "kernel framebuffer device interface" oder direkt geschehen? Der Default-Wert steht auf direkter Kommunikation, als auf "No". Wenn Sie nicht genau wissen, welche Alternative die bessere ist, dann wählen Sie einfach "No".

    6. Da Sie Ihr Tastatur-Layout bereits während der Installation korrekt eingestellt haben, wählen Sie hier bitte "No".

    7. Für das Tastatur-Layout bestätigen Sie bitte den Default-Wert: "de"

    8. Besitzer exotischer Tastaturen (z.B. einer Sun-Tastatur) können entsprechend zur Tastatur passende Rule-Sets verwenden. Wenn Sie eine ganz normale PC-Tastatur haben, dann bestätigen Sie bitte den Default-Wert für das X-Keyboard-Rule-Set: "xorg"

    9. Wenn Sie eine deutsche Windows-95-Tastatur haben, dann hat diese Tastatur in der Regel 105 Tasten. Bestätigen Sie bitte den Default-Wert für das Tastatur-Modell: "pc105"

    10. Bestätigen Sie auch den Default-Wert für die Tastatur-Variante: "nodeadkeys"

    11. Bei den Tastatur-Optionen lassen Sie das Eingabefeld leer.

    12. Bestätigen Sie den Default-Wert für den Maus-Port: "/dev/input/mice"

    13. Bestätigen Sie den Default-Wert für das Maus-Protokoll: "ImPS/2"

    14. Sie werden gefragt, ob eine 3-Tasten-Maus emuliert werden soll. Der Default-Wert steht auf "Yes". Bei einer tatsächlich vorhandenen 3-Tasten-Maus ist diese Option ziemlich überflüssig. Wenn Sie auch dieser Meinung sind, dann wählen Sie: "No"

    15. Welche X.Org-Server-Module sollen standardmäßig geladen werden? DRI ist per Default aktiviert. Das ist auch gut so. Belassen Sie also die Default-Angaben wie folgt:

      • true: bitmap

      • false: dbe

      • true: ddc

      • true: dri
        (DRI steht für Direct Rendering Infrastructure. Es bietet einen direkten Zugriff auf die Hardware des Graphik-Chips im X-Window-System auf sichere und effiziente Weise. Auf manchen Systemen sollte diese Option unbedingt eingeschaltet sein, weil sich diese Systeme anderenfalls so langsam wie ein 386er Rechner aus den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts anfühlen werden. Bei NVIDIA-Hardware ist das offenbar nicht nötig, weil NVIDIA-Grafik-Chips (im Vergleich zu VIA) auch ohne DRI sehr performant sind.)

      • true: extmod

      • true: freetype

      • false: glx
        GLX steht für "support for OpenGL rendering". OpenGL ist für die 3D-Beschleunigung zuständig. In der täglichen Arbeit werden Sie keinen Performance-Unterschied bemerken, egal ob Sie diese Option nun einschalten oder ausschalten. Sollten Sie 3D-Spiele besitzen, könnte es von Vorteil sein, GLX einzuschalten. Sollten Sie vorhaben, Experimente mit Xen zu machen, dann sollten Sie GLX ausschalten, da Linux sonst beim Booten in den Xen-Modus abstürzt.

      • true: int10

      • false: record

      • false: v41

      • true: vbe

      Zur Erklärung: "true" heißt ausgewählt und "false" heißt nicht ausgewählt.

    16. Das System fragt Sie, ob es die soeben gemachten Angaben in die Konfigurationsdatei schreiben soll. Wählen Sie: "Yes"

    17. Wollen Sie eine automatische Erkennung des Montitors durchführen? Nun, schaden kann es ja nicht. Wählen Sie: "Yes"

    18. Als Identifier wird der Name "Generic Monitor" vorgeschlagen. Für einen "Fujitsu Siemens SCENICVIEW P19-2 P" müssen Sie aber folgende Monitorbezeichnung eingeben: "SCENICVIEW P19-2 P"

    19. Bei den Video-Modes kreuzen Sie die folgenden Auslösungen an: "640x480", "800x600", "1024x768" und "1280x1024".

    20. Sie haben jetzt drei Genauigkeitkeitsstufen zur Verfügung, mit denen Sie angeben können, wie genau Sie zu Ihrem Monitor befragt werden: "Simple", "Medium" und "Advanced". Wirklich sinnvolle Angaben können Sie nur in der detailreichsten Genauigkeitsstufe machen. Wählen Sie daher: "Advanced"

    21. Als Horizontalfrequenz wird der Wert "28-64" vorgeschlagen. Für einen "Fujitsu Siemens SCENICVIEW P19-2 P" müssen Sie aber folgenden Wert eingeben: "30-82"

    22. Als Vertikalfrequenz wird der Wert "43-60" vorgeschlagen. Für einen "Fujitsu Siemens SCENICVIEW P19-2 P" müssen Sie aber folgenden Wert eingeben: "56-76"

    23. Das System fragt Sie, ob es die soeben gemachten Angaben in die Konfigurationsdatei schreiben soll. Wählen Sie: "Yes"

    24. Bestätigen Sie den Default-Wert für die gewünschte Farbtiefe: "24"

  5. Die Ergebnisse von "dpkg-reconfigure" befinden sich nun in der Datei "/etc/X11/xorg.conf". Installieren Sie im nächsten Schritt den Herstellertreiber von NVIDIA und lassen Sie ihn die Datei "/etc/X11/xorg.conf" so modifizieren, dass das X-Window-System mit dem Treiber zusammenarbeitet.

    Fangen Sie mit der Installation der vom Herstellertreiber benötigten Pakete an und installieren Sie danach den Herstellertreiber selbst. Beginnen Sie zunächst mit den Paketen:

    apt-get install gcc
    apt-get install libc6-dev
    apt-get install linux-headers-2.6-686-etchnhalf
    

    Beenden Sie jetzt Ihre KDE-Sitzungen und wählen Sie im KDM-Menü das "Console Login". Starten Sie das Installationsskript des Herstellertreibers:

    sh NVIDIA-Linux-x86-173.14.09-pkg1.run
    

    Der Herstellertreiber führt Sie durch einen Dialog. Hier ist der von mir empfohlene Weg durch den Dialog:

    1. Lesen und akzeptieren Sie die Lizenz.

    2. Da ein Offline-Rechner keinen Internetanschluss hat, sollten Sie die Frage nach dem Herunterladen eines vorkompilierten Kernel-Interfaces mit "No" beantworten.

    3. Der Herstellertreiber wird jetzt gleich selbst ein Kernel-Interface kompilieren. Bestätigen Sie das mit "OK".

    4. Der Herstellertreiber hat die Pfade "/usr/lib" und "/usr/lib/xorg/modules" geraten und empfiehlt im Falle eines Scheiterns der Installation die Installation von "pkg-config" und eines Entwicklerpakets. Bestätigen Sie das mit "OK".

    5. Nun werden Sie gefragt, ob die X-Konfigurationsdatei "/etc/X11/xorg.conf" aktualisiert werden soll. Das ist sinnvoll, denn ansonsten wird der neu installierte Treiber nicht aktiv werden. Wählen Sie "Yes".

    6. Zum Schluss wird Ihnen mitgeteilt, dass die X-Konfigurationsdatei "/etc/X11/xorg.conf" erfolgreich aktualisiert wurde. Bestätigen Sie mit "OK".

  6. Rebooten Sie den Rechner, damit das X-Window-System die neue Konfiguration lädt:

    reboot
    
  7. Prüfen Sie die Datei "/etc/X11/xorg.conf", ob darin alles in Ordnung ist. DRI scheint nicht drin zu sein. Das macht aber nichts, weil die NVIDIA-Grafik-Chips schnell genug sind und ein direktes Ansprechen des Grafik-Chips unter Umgehung von GLX nicht nötig zu sein scheint. GLX ist drin. Das könnte allerdings zu Problemen führen, wenn Sie mit Xen arbeiten wollen. Wenn Sie einen Xen-Kernel booten und das X-Window-System nicht startet, dann sollten Sie GLX aus der Datei herausnehmen.