0700: Der Unterschied zwischen Masterbootsektor und BootsektorSie benötigen jetzt etwas PC-Grundwissen, denn alle weiteren Module werden darauf aufbauen. Es geht um die Frage: Was ist der Unterschied zwischen einem Masterbootsektor und einem Bootsektor? Zunächst müssen wir verstehen, was eine Partition ist. Also: 1. Was ist eine Partition?Um diese Frage beantworten zu können, muss ich noch ein weiteres mal ausholen. Damit Sie sich besser vorstellen können, was eine Partition ist, zeige ich Ihnen zunächst, wie Linux mit Datenträgern allgemein umgeht. Linux vergibt jedem Datenträger eine Bezeichnung, damit es die Datenträger mehr oder weniger eindeutig voneinander unterscheiden kann. Als das noch heute anzutreffende System der Datenträgerbezeichnungen erfunden wurde, unterschied man hauptsächlich zwischen 2 verschiedenen Festplattentypen:
Die meisten Datenträgertypen oder Übertragungsprotokolle, die seitdem in die Welt der Hardware hinzugekommen sind, werden heute von Linux wie SCSI-Festplatten behandelt. Dazu gehören unter anderem folgende Datenträgertypen und Übertragungsprotokolle: Auch wenn diese modernen Erscheinungen der Hardware-Welt nichts mit SCSI zu tun haben, betrachtet Linux sie alle einheitlich als sogenannte "scsi disks". Soweit zum theoretischen Unterbau. Wie sieht das jetzt praktisch in einem Linux-System aus? Also:
Geräte vom Typ "hard disk" sind meistens die im Aussterben befindlichen IDE-Festplatten und IDE-CD-ROM- oder IDE-DVD-Geräte, die nach dem ATA- (bzw. neudeutsch PATA-) Standard arbeiten. Alles andere ist vom Typ "scsi disk": Alte SCSI-Geräte sowieso (kauft sich heute eh kein Mensch mehr), die neuen SATA- und eSATA-Datenträger und -Geräte, USB-Geräte (Sticks, Festplatten, ...), Firewire-Geräte und vieles mehr. 1.2. Partitionen allgemein
Zurück zur Frage: Was ist eine Partition? Viele Datenträger (Diskette, Festplatte, USB-Stick, ...) können partitioniert werden, damit die Partitionen dieser Datenträger logisch für den Benutzer wie mehrere Datenträger erscheinen. Beispiel: Sie nehmen eine 90 GB große Festplatte und unterteilen Sie in 3 Partitionen mit 30 GB pro Partition. Eine solche Partition sieht logisch ungefähr wie eine Festplatte aus. In dieser Partition speichern Sie Verzeichnisse und Dateien. Sie könnten zwar auf der 90-GB-Festplatte auch ohne Partition Verzeichnisse und Dateien speichern, aber das ist nicht üblich. Eine Partition dient als eine Art Container für Verzeichnisse und Dateien. Wenn Sie auf einer 90-GB-Festplatte keine drei 30-GB-Partitionen benötigen, sondern lieber 90 GB als Ganzes für Verzeichnisse und Dateien haben wollen, dann sollten Sie genau eine 90 GB große Partition auf dieser Festplatte erstellen. 1.3. Partitionen aus der Sicht von Linux
Da heutzutage parallele Geräte von seriellen Geräten verdrängt werden (der PATA-Standard wird durch den SATA-Standard abgelöst), wird Ihre erste Festplatte im Rechner mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit heute "/dev/sda" heißen. Wenn Sie diese Festplatte partitionieren, dann heißt die erste primäre Partition "/dev/sda1", die zweite entsprechend "/dev/sda2" und so weiter. Es gibt maximal 4 primäre Partitionen, dann ist Schluss. Wenn Sie auf der Festplatte mehr als nur 4 Partitionen einrichten wollen, dann müssen Sie auf mindestens eine der maximal 4 möglichen primären Partitionen verzichten. Die Tabelleneinträge dieser einen primären Partition nutzt das Protokoll dann dafür, dass Sie beliebig viele weitere logische Partitionen definieren können. Die erste logische Partition dieser Festplatte heißt dann immer "/dev/sda5", die zweite dann entsprechend "/dev/sda6" und so weiter. Die Zählung beginnt hier immer bei 5. An der Nummer der Partition können Sie also erkennen, ob Sie es hier mit einer primären oder mit einer logischen Partition zu tun haben. Die Partitionen einer Festplatte können Sie in das Dateisystem des Betriebssystems hineinmounten, um dann auf den Partitionen Verzeichnisse und Dateien speichern zu können. 1.4. Disketten
Bei Disketten waren Partitionen unüblich. Die Organisationsebene "Partition" wurde offenbar einfach weggelassen. An der Stelle der Partition wurden gleich die Verzeichnisse und die Dateien gespeichert. Deshalb wurde anstelle des Buchstabens für die Identifizierung von Disketten gleich eine Zahl verwendet: "/dev/fd0", "/dev/fd1", ... Dieser Umstand ist für das vollständige Verstehen von USB-Sticks später noch von Bedeutung. 1.5. Zusammenfassung
Sie wissen jetzt ungefähr, was eine Partition ist. Wenn das Thema für Sie immer noch unklar ist, dann lesen Sie bitte in der Wikipedia nach, um das Thema besser zu verstehen. Zurück zur Frage: Was ist der Unterschied zwischen einem Masterbootsektor und einem Bootsektor? Wir nähern uns der Antwort dieser Frage nun, indem wir mal betrachten, was passiert, wenn ein PC bootet: 2. Ein PC bootetWas passiert, wenn jemand einen PC frisch einschaltet oder die Reset-Taste drückt? Folgendes:
Allgemein gesagt: Von jedem Bootsektor aus (ob hart verdrahtet oder von einem Bootmenü gesteuert ist dabei egal) ist ein Betriebssystem bootbar oder ein anderer Bootsektor erreichbar. Es kann der Bootsektor einer beliebigen Partition oder sogar der Bootsektor eines beliebigen Datenträgers angesprungen werden. Im Klartext heißt das auch, dass Sie sowohl in MBRs als auch in den Bootsektoren der Partitionen Bootmenüs hinterlegen können, und diese so konfigurieren können, dass Sie zwischen den Bootmenüs beliebig oft hin- und herspringen können, um dann irgendwann doch mal ein Betriebssystem zu booten. 3. Klare BegriffsdefinitionFassen wir zusammen:
4. AusnahmenDa Disketten keine Partitionen haben, fällt auch bei den Bootsektoren eine Organisationsebene weg. Disketten haben nur einen Bootsektor, der dem Datenträger zugeordnet ist. Bei Disketten gibt es keinen "Masterbootsektor". 5. USB-Sticks bootenBei vielen Rechnern ist das BIOS so voreingestellt, dass der Rechner einen USB-Stick wie eine Diskette behandelt, also vom Bootsektor der ersten Partition booten will, statt vom Masterbootsektor des gesamten Datenträgers. Wenn also der USB-Stick im MBR ein Bootmenü enthält, dann kann es passieren, dass der Rechner das Bootmenü ignoriert und stattdessen gleich die erste Partition bootet. Wenn Sie Glück haben, dann können Sie im BIOS des Rechners einstellen, dass das BIOS USB-Sticks nicht wie Disketten, sondern wie Festplatten behandeln soll. Dann bootet der Rechner auch bei USB-Sticks vom MBR statt vom Bootsektor der ersten Partition. Auf einem Barebone-System (sowohl "Shuttle SN68PTG5" als auch "Shuttle SN68PTG6-Deluxe") können Sie die Sichtweise des BIOS auf einen angesteckten USB-Stick (hier beispielhaft an einem "1GB SAMSUNG Flash Memory - Mobile Storage" gezeigt) wie folgt ändern:
Im BIOS dann:
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