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Debian für Unternehmer - Debian-Know-how

0710: Der Zweck eines Startrampen-Linuxes

Es ist gut möglich, dass Sie während der gesamten Lebenszeit Ihres Rechners öfter ein neues Betriebssystem installieren. Natürlich wissen Sie meistens vorher nicht, was Ihnen das neue Betriebssysten bringen wird, ob es z.B. Ihre Erwartungen erfüllt oder auch nicht. Es ist eine gute Idee, neue Betriebssysteme zum Testen in separaten Partitionen zu installieren, während das Arbeitsbetriebssystem unangetastet bleibt.

Besonders nervt es, nach einer langen Installationsorgie eines neuen Betriebssystems, das Bootmenü zeitraubend wieder in den Urzustand versetzen zu müssen.

Sie lösen das Problem, indem Sie sich Bootmenüs in zwei Ebenen auf dem Rechner installieren.

1. Begriffsdefinition

Wir unterscheiden ab sofort zwischen zwei Bootmenü-Typen:

  • globales Bootmenü
  • lokales Bootmenü

Ihre Festplatte kann grundsätzlich mehrere Bootsektoren haben. Die Festplatte selbst (z.B. /dev/sda) hat ganz am Anfang einen Hauptbootsektor. Er wird Master Boot Record oder kurz MBR genannt. Wenn Sie den Rechner einschalten und das BIOS die Anweisung bekommt, ein Betriebssystem von der Festplatte zu booten, dann schaut es immer erst in den MBR und führt den dort befindlichen Maschinencode aus.

Eine Partition auf der Festplatte (z.B. /dev/sda1) hat ganz am Anfang ebenfalls einen Bootsektor. Das ist der Bootsektor der jeweiligen Partition. Der Maschinencode im MBR kann befehlen, dass der Maschinencode auf einem normalen Bootsektor ausgeführt werden soll.

Ein Bootsektor (MBR oder normaler Bootsektor) enthält normalerweise die Anweisung, ein ganz bestimmtes Betriebssystem zu booten. Alternativ kann ein Bootsektor aber auch ein Bootmenü enthalten, das den Anwender entscheiden lässt, welches Betriebssystem genau im aktuellen Moment gebootet werden soll.

Typ 1: Globales Bootmenü

Das globale Bootmenü befindet sich auf dem MBR. Richten Sie das globale Bootmenü so ein, dass jeder einzelne Eintrag in den Bootsektor einer Partition springt, um ein dort gespeichertes Bootmenü auszuführen.

Typ 2: Lokales Bootmenü

Ein lokales Bootmenü befindet sich immer in einer Partition. Sie sollten sich die lokalen Bootmenüs immer so einrichten, dass mindestens ein Menüpunkt zurück zum globalen Bootmenü springt und mindestens ein anderer Menüpunkt das auf der Partition befindliche Betriebssystem bootet.

2. Startrampen-Linux

Damit Sie das globale Bootmenü unabhängig von allen anderen auf Ihrer Festplatte befindlichen Betriebssystemen verwalten können, sollten Sie sich auf einer sehr klein gehaltenen Partition ein Linux installieren, das Sie nur für die Pflege des globalen Bootmenüs verwenden und eventuell noch für die Partitionierung Ihrer Festplatte, jedoch für nichts anderes. Dieses Linux wird Ihr Startrampen-Linux sein.

3. Vorteile

Die Vorteile eines Startrampen-Linuxes auf einem Blick:

  • Sie können Ihre Arbeitssysteme beliebig oft durch neuere ersetzen. Ihr globales Bootmenü bleibt davon unberührt.
  • Das Aufsetzen eines Bootmenüs auf einem neuen Rechner geht schnell. Wenn das globale Bootmenü einmal steht, dann können Sie sich mit der Installation der einzelnen Betriebssysteme Zeit lassen und auch die Reihenfolge, in der Sie die Betriebssysteme installieren ist egal.
  • Sie können neue Betriebssysteme mit neuen Technologien testen. Sie müssen Ihre Zeit nicht damit verschwenden, dass Sie zuallererst herausfinden müssen, wie man sich mit diesem Betriebssystem ein perfektes Bootmenü baut.
  • Nach einem Crash oder Stromausfall können Sie, wie hier bereits angedeutet, das Startrampensystem booten. Fast alle der direkt vor dem Crash oder Stromausfall verwendeten Partitionen (die einzige Ausnahme ist die system_native-Partition) werden vom Startrampensystem nicht automatisch ins Dateisystem eingehängt. Sie können hier also alle betroffenen Partitionen in Ruhe checken. Erst wenn Sie sicher sind, dass alles in Ordnung ist, booten Sie wieder das System, mit dem Sie vor dem Crash oder Stromausfall gearbeitet hatten.