9020: nedit installieren
1. Pro und Contra nedit
"nedit" ist ein zwar schon etwas betagter aber immer noch sehr guter Editor für den täglichen
Gebrauch, dessen Leistungsfähigkeit weit über die von "mcedit" und
"nano" hinausgeht.
Tatsächlich ist "nedit" der beste auf Linux lauffähige Editor den ich kenne.
Er hat zwar Macken:
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Die Zwischenablage klemmt häufig. Unter anderem wegen
Bug 217121.
Vor allem gibt es Probleme zwischen lesstiff, motif, klipper und nedit, wie
Bug 129994
sehr anschaulich verdeutlicht.
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Aus dem Kopf kann ich auf die Schnelle folgende Zusammenhänge reproduzieren:
Die nedit-Entwickler setzen auf Motif, um plattformunabhängig zu bleiben.
Motif ist aber nicht frei, so dass Linux nur ein LessTif ausliefert.
Und LessTif interpretiert die Motif-Standards offenbar nur lausig.
Wenn nun Bugs in nedit auftreten, dann schieben sich anscheinend das
LessTif-Team und das KDE-Team gegenseitig die Verantwortung zu,
denn niemand fühlt sich wirklich für in der Praxis auftretende Probleme zuständig.
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In 64-Bit-Umgebungen klemmt die Zwischenablage nicht nur gelegentlich, sondern
dort ist sie wegen Unzuverlässigkeit komplett unbenutzbar.
Bug 360153
zeigt, was es sein könnte. Ob der Verfasser dieses Bugs das gleiche Phänomen
wie ich beobachtet hatte, werde ich erst herausfinden können, wenn ich mal ein
64-Bit-System in die Finger bekomme, das den Bugfix 360153 bereits enthält.
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Die Suchfunktion stürzt manchmal ab, wenn die Maus aus Versehen zur linken Bildschirmkante
gerutscht ist.
- Der Editor kann kein UTF-8.
Aber:
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Dieser Editor ist der einzige benutzbare Editor mit Macro-Unterstützung!
Makros können die durchschnittliche Produktivität um den Faktor 10 erhöhen!
Makros können kurzfristig definiert und benutzt werden (ich sage nur Learn Keystrokes - Alt+K).
Makros können aber auch dauerhaft mit Hotkeys verknüpft werden. Auf beide Arten, Makros zu benutzen,
kann und will ich beim Schreiben von Texten nicht mehr verzichten, weil sie wirklich
das Leben so unglaublich leicht machen!
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Die Suchfunktion kann reguläre Ausdrücke!
Reguläre Ausdrücke in der Suchfunktion können die durchschnittliche Produktivität um den Faktor 10 erhöhen!
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Der Editor ist intuitiv. Die Editoren "vi" und "Emacs"
dagegen sind kryptisch. Ich hätte mich vielleicht auch mit "Emacs"
anfreunden können. Aber die Shortcuts von "Emacs" sind so dermaßen
unpraktisch, dass es wirklich einen guten Grund geben müsste, um sich das Gehirn mit derartigem
Kauderwelch freiwillig zu belasten. Einen solchen Grund gibt es nicht. Im Gegenteil: Wichtige
Features, wie etwa das Ausschalten von Zeilenumbrüchen, fehlen bei "Emacs"
aus Prinzip. Und Software, bei der wichtige Features aus Prinzip fehlen, sollte nun mal
aus Prinzip ignoriert werden.
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"nedit" ist schlank. Von "nedit" können Sie
so viele Instanzen gleichzeitig öffnen, wie Sie benötigen. Rufen Sie "nedit"
mit dem Namen einer zu öffnenden Text-Datei auf, und innerhalb weniger Millisekunden
stellt "nedit" Ihnen den Text zwecks Bearbeitung zur Verfügung.
Ein solches Feature ist von so unschätzbarem Wert, dass man es gar nicht oft genug loben kann.
Um es kurz zu sagen – zum "nedit" habe ich mittlerweile eine
Art Hassliebe entwickelt:
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Die Bugs von "nedit" können den Anwender in den Wahnsinn treiben.
Aber die Features gibt es nirgendwo anders.
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Ich kann und will mein System nicht nach UTF-8 migrieren,
weil "nedit" UTF-8 noch nicht beherrscht und möglicherweise auch nie
beherrschen wird.
Ich kann und will aber auf "nedit" nicht verzichten, weil
es für "nedit" noch keinen Ersatz gibt.
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Ich traue mich nicht, auf wirklich wichtigen Systemen die 32-Bit-Umgebungen durch
64-Bit-Umgebungen zu ersetzen, weil oben gezeigter Bug beweist, wie wackelig
64-Bit-Umgebungen derzeit noch sind. Insbesondere dann, wenn "nedit"
zum Einsatz kommt.
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Mit der nächsten Debian-Version kann 64-Bit aber schon ausgereifter sein und
spätestens mit dem ersten Rechner mit mehr als nur 4 GB RAM wird kein Weg
mehr an 64-Bit-Umgebungen vorbeiführen.
Dieser Editor ist aktuell der Hauptgrund, wenn es darum geht, technologische
Neuerungen wie UTF-8 oder 64 Bit nicht einzuführen, weil
das zur Folge hätte, auf "nedit" verzichten zu müssen. Und
auf "nedit" zu verzichten heißt, auf Effizienz zu verzichten.
Das alles zeigt, wie wichtig "nedit" mittlerweile geworden
ist und wie sehr "nedit" andere wichtige Entscheidungen
beeinflusst.
2. Installation
Kommen wir nun zur Installation: Sie können "nedit" wie folgt
installieren:
apt-get install nedit csh
Nachdem Sie "nedit" installiert haben, sollten Sie es konfigurieren. In
Modul 5101 finden Sie hierfür die passende Anleitung.
3. Shortcut anlegen
Für "nedit" können Sie den Shortcut "Win+N"
definieren.
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