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Debian für Unternehmer - Debian-Know-how

0230: BIOS-Update durchführen

Eine Warnung gleich am Anfang:

Das BIOS eines Rechners selbst zu aktualisieren ist ein sehr riskanter Vorgang. Tritt während des Brennens ein Problem auf, zum Beispiel ein plötzlicher Stromausfall, dann kann nach einer solchen Aktion der Rechner unbrauchbar sein.

Um präzise zu sein: Wenn das BIOS-Update schief gegangen ist, dann wird der Rechner im schlimmsten Fall nicht mehr dazu in der Lage sein, ein Betriebssystem zu booten. Und ohne Betriebssystem können Sie keinen weiteren Aktualisierungsversuch durchführen.

Wenn Sie also trotz dieser Warnung ein BIOS aktualisieren wollen, dann entspricht das Risiko, das Sie eingehen, in etwa dem Geldbetrag, den einer neuer Rechner (in vielen Fällen ein neues Mainboard, in unserem speziellen Fall ein neuer Barebone) kostet.

Da ich glaubte, ein BIOS-Update wäre der einzig mögliche Weg um mein Problem zu lösen, hatte ich intensiv recherchiert, um herauszufinden, wie man das BIOS eines Rechners aktualisiert. Am Ende der sehr langen Recherche, als schon alles vorbereitet war, kurz bevor ich tatsächlich das neue BIOS brennen wollte, löste sich mein Problem durch einen reinen Zufall von selbst.

Ich wagte dann aber trotzdem den riskanten Schritt: Und der Rechner hat es überlebt.

Da ich aufgrund der Situation einen sehr ungewöhnlichen Weg gehen musste, werde ich diesen Weg nun kurz beschreiben. Die Wegbeschreibung hier ist wirklich nur rudimentär, denn eigentlich sind die Themen "BIOS updaten" und "FreeDOS installieren" Welten für sich und haben mit dem Thema "Debian" nicht viel zu tun. Ziel ist es, dem Leser einen groben Plan zu vermitteln, an dem er sich während seiner eigenen Recherchen orientieren kann.

1. BIOS-Update besorgen

Der Weg zu Informationen und Download-Link:

Anmerkungen zum Download:

  • Aktuell (06.06.2009) existieren 4 BIOS-Updates. Das neuste ist vom 19.08.2008. Dessen Checksummendatum ist 21 Tage älter, und zwar vom 29.07.2008.
  • Laden Sie also das BIOS-Update herunter: SN68SP0P.BIN

2. Tools besorgen

Die Programme, mit denen das BIOS-Update in den Rechner gebrannt werden kann, gibt es auch bei Shuttle zum Herunterladen.

Es gibt dort 2 Tools, mit denen das Brennen möglich ist:

  • AWDFLASH (benötigt zum Laufen ein DOS)
  • WINFLASH (benötigt zum Laufen ein Windows)

Für WINFLASH gibt es auch eine Anleitung.

Das ist ja einfach, dachte ich: Installiere ich doch mal schnell ein Windows XP und schon geht es los.

3. Betriebssystem besorgen und installieren

Es ist doch nicht so einfach: Ich hatte zwar vor dem Kauf des festplattenlosen Rechners getestet, ob sich Windows-XP überhaupt auf eine eSATA-Platte installieren lässt (die interne Festplatte hatte ich dazu in den BIOS-Einstellungen unsichtbar gemacht), und der Test lief erfolgreich, aber bei einem wirklich festplattenlosen Rechner weigert sich Windows XP vehement, auf diesem Rechner zu funktionieren und bricht alle Installationsversuche mit einem 0x0000007B ab, egal ob "Home Edition" oder "Professional".

Gut. Dann fällt Windows eben aus. Wie Windows XP auf einem festplattenlosen Rechner läuft, kann ich auch später noch herausfinden. Als alternative Betriebssysteme kamen nun spontan die folgenden Systeme zur Auswahl:

OK: Beide Systeme (ReactOS und FreeDOS) kannte ich zu diesem Zeitpunkt nicht, aber sowohl meine Windows- als auch meine DOS-Kenntnisse müssten eigentlich gut genug sein, um eines dieser beiden Systeme zu testen. Die Wahl fiel mir sichtlich schwer, denn beide Alternativen erschienen mir als gleich gut. Ich entschied mich dann gegen ReactOS und für FreeDOS, weil ich glaubte, dass FreeDOS das schlankere System von beiden sein würde und ich somit mit der Installation von FreeDOS schneller fertig sein würde als mit ReactOS.

Für FreeDOS gibt es eine Projektseite, die ein paar Download-Links enthält:

Das 153 MB große ISO-Image mit Live-System macht einen guten Eindruck:

Das ISO kann nun auf eine CD gebrannt werden. Wir basteln uns ein toc-file mit dem Namen "quelle.toc":

CD_ROM

TRACK MODE1
DATAFILE "fdfullcd.iso" 0

Es folgt der nächste Schritt: Leeren CD-Rohling in den externen DVD-Brenner einlegen. Anschließend kann gebrannt werden:

cdrdao write --device /dev/scd1 --speed 16 -v 2 quelle.toc

Mit dieser CD bewaffnet kann nun ein FreeDOS auf dem Zielrechner installiert werden. Dazu stecken wir an den Rechner folgende Geräte an:

  • den externen DVD-Brenner mit der CD
  • eine leere externe eSATA-Festplatte (sie sollte auch wirklich leer sein, denn planloses Herumformatieren mit einem ziemlich unbekannten Betriebssystem zerstört schon mal ein paar Partitionen bzw. Daten)

Wir lassen den Rechner jetzt von der CD booten und installieren irgendwie ein FreeDOS auf die Festplatte. Mit gesundem Menschenverstand ausgestattet, gelingt das auch innerhalb relativ kurzer Zeit. Ein paar Tipps dazu:

  • Die Menüführung bietet etwas an, das die Zeichenkette "FDISK" im Namen trägt. Damit können Sie die Festplatte partitionieren. Mit einer 10-Gigabyte-Partition spendierte ich FreeDOS genügend Platz, um sich frei entfalten zu können. Wenn Sie nur ein Zehntel dessen spendieren, müsste es auch genügen.
  • Wenn Sie FreeDOS installieren, formatiert es auf Wunsch auch die Partition, die Sie ihm zuweisen.
  • Ich hatte aus Neugier alle Pakete installieren lassen, die das Installationstool zur Installation vorgeschlagen hatte. Sie wirklich alle zu installieren, das dauert auch bei einem schlanken System, wie ein DOS es eigentlich sein sollte, erstaunlich lange: Das waren gefühlte 30 Minuten.
    • Dieser Umstand macht deutlich, dass auch ein modernes DOS viele nützliche Zusatztools enthält, die man eigentlich eher von einer Linux-Distribution erwartet: Telnet, diverse Programmiersprachen (C, Pascal, Fortran), mehrere Web-Browser, ja sogar ein GEM ist dabei (und erinnert optisch tatsächlich an eine Atari-Oberfäche, leider funktioniert die USB-Maus darin nicht).

Nachdem FreeDOS irgendwie bootfähig in eine Partition installiert worden ist, kann per Grub-Bootmenü in diese Partition hineingebootet werden, um FreeDOS hochzufahren.

4. BIOS-Update in den Rechner brennen

So geht es:

  • Datei "AWDFLASH.zip" von der Shuttle-Website herunterladen:
        Version: 8.94
    Update Date: 20080918
    Description: Work under DOS only
       Download: AWDFLASH.zip
      File Size: 32 K
    
  • Inhalt der Datei "AWDFLASH.zip" auspacken und die resultierende Datei "AWDFLASH.EXE" per USB-Stick in die Partition von FreeDOS transportieren
  • Eine zu AWDFLASH passende Anleitung im Internet suchen und kurz durchlesen: BIOS-Updateanleitung
  • FreeDOS booten
  • Programm "AWDFLASH.EXE" starten
  • die Fragen des Programms sorgfältig beantworten
  • warten und hoffen, dass der Strom nicht ausfällt

5. Nach dem BIOS-Update

5.1. BIOS-Version im POST-Bildschirm

Den wichtigsten Unterschied zwischen "Vorher" und "Nachher" können Sie erkennen, wenn Sie sich unmittelbar nach dem Einschalten des Rechners jeweils vor und nach dem BIOS-Update die Ausgaben am Bildschirm ansehen.

Sollte Ihnen das alles zu schnell gehen, was da am Bildschirm vorbeihuscht, dann nehmen Sie ein Mobiltelefon und fotografieren Sie die Ausgaben im richtigen Moment ab und laden das Bild auf den Rechner. Dann können Sie sich z.B. mit "xv" oder mit einem Web-Browser die Bildschirmausgaben in aller Ruhe durchlesen.

Ich zeige Ihnen nun den Unterschied, den ich jeweils vor und nach dem BIOS-Update gesehen hatte.

Vorher:

(SN68SP09) NVDIA GeForce7050PV/nForce630a  chipset

Nachher:

(SN68SP0P) NVDIA GeForce7050PV/nForce630a  chipset

Ergebnis: Vor dem Update befand sich laut Übersicht die Version 09 vom 14.09.2007 auf dem Rechner. Sie wurde ersetzt durch die Version 0P vom 19.08.2008. Die Versionen 0I und 0K wurden übersprungen.

5.2. Delay For HDD

In den BIOS-Einstellungen ist folgende Option hinzugekommen:

  • Advanced BIOS Features
    • Delay For HDD (Secs)

Der Default-Wert steht hier auf "15". Sie können ihn problemlos auf "3" herunterkorrigieren, damit das Booten des Rechners nicht 12 Sekunden länger als nötig dauert.

3 Sekunden sollten es mindestens sein, damit beim Booten alle vorhandenen eSATA-Festplatten gefunden werden. Sie brauchen beim Einschalten eine Weile, bis sie sich melden. Bei 1 Sekunde reicht die Zeit nicht. 2 Sekunden würden funktionieren, aber wenn es bei 1 Sekunde schon knapp wird, sollten Sie lieber 2 statt 1 Sekunde dazugeben, damit es künftig nicht dem Zufall überlassen wird, ob die Festplatten gefunden werden, oder nicht.