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Debian für Unternehmer - Debian-Know-how

0501: Festplatten partitionieren

Dieses Modul gibt Ihnen Empfehlungen an die Hand, wie Sie Ihr System technisch organisieren. Konkret geht es hier um:

  • die Partitionierung Ihrer Festplatten
  • die Strukturierung der einzelnen Partitionen.

Je mehr Sie sich an die hier gemachten Empfehlungen halten, umso leichter wird es Ihnen fallen, "Debian für Unternehmer" in Ihren Alltag zu integrieren, denn spätere Module werden da, wo lebensnahe Umgebungen das Verstehen vereinfachen, auf die hier gemachten Empfehlungen aufbauen.

1. Partitionierungstools

Um Festplatten zu partitionieren, reicht es völlig aus, wenn Sie die folgenden zwei Tools zur Hand haben:

  • cfdisk: Das ist das perfekte Werkzeug, um Festplatten zu partitionieren. Nutzen Sie "cfdisk" immer, bevor Sie auf eine (neue) Festplatte Betriebssysteme installieren oder Daten speichern. Im Vergleich zu "fdisk" und "sfdisk" ist "cfdisk" extrem benutzerfreundlich. Wenn Sie nicht unbedingt mit "fdisk" oder "sfdisk" arbeiten müssen, dann sparen Sie sich den Krampf und nehmen gleich das richtige Tool.

    Wenn Sie mehrere Festplatten haben, dann können Sie "cfdisk" mit Hilfe eines Kommandozeilenparameters sagen, welche Festplatte Sie bearbeiten wollen. Beispiel: Möchten Sie die zweite Festplatte im System partitionieren, dann rufen Sie auf:

    cfdisk /dev/sdb
    

    Die dritte Festplatte im System partitionieren Sie wie folgt:

    cfdisk /dev/sdc
    
  • dd: Wenn Sie es mal ziemlich arg mit einer Festplatte getrieben haben, also zum Beispiel bei Experimenten planlos irgendwelche Bytes direkt in eine Partition geschrieben haben, unter Umgehung der dazu gedachten Dateisystemtreiber, dann kann es schon mal vorkommen, dass "cfdisk" sich weigert, diese Festplatte zu bearbeiten, weil sie zum Beispiel die Partitionstabelle für ungültig hält.

    Wenn Sie Laie sind, dann passiert ihnen so etwas nicht, weil Sie dann in der Regel keine merkwürdigen Experimente mit Festplatten machen.

    Wenn Sie Profi sind und Sie mal bei einem krummen Experiment eine Festplatte vergewaltigt haben, dann ist "dd" für Sie das perfekte Werkzeug, um große Teile der Festplatte mit Nullen zu beschreiben. Wenn Sie die Nullen an die richtigen Stellen positionieren (zum Beispiel an den Anfang der misshandelten Partitionen), dann wird sich "cfdisk" in der Regel mit der Festplatte wieder anfreunden und für Sie die Festplatte wieder in einen benutzbaren Zustand überführen.

2. Für jeden Zweck die richtige Partition

Ich zeige Ihnen hier, wie Sie eine 1 Terabyte große externe eSATA-Festplatte so partitionieren können, dass Sie Betriebssysteme und Daten auf ihr speichern können:

  • sda1: install
    (1 GB / FAT16)

    Hinterlegen Sie hier ein "network install"-CD-Image und booten Sie von dieser Partition, wenn Sie auf die Festplatte ein neues Linux installieren wollen.

    Eine solche Partition als Installationsmedium zu verwenden ist der mit Abstand schnellste Weg, um eine Installation durchzuführen. Die Installationsanleitungen in "Debian für Unternehmer" werden davon ausgehen, dass Sie sich eine solche Partition auf der Festplatte angelegt haben.

  • sda2: startrampe
    (1 GB / Linux ext3)

    Installieren Sie hier ein Debian-Linux, dessen wichtigster Zweck es ist, mit dessen Hilfe das globale Bootmenü zu pflegen.

    Unter widrigen Umständen (falls Sie dafür gerade kein anderes Linux zur Hand haben), können Sie mit diesem Linux auch mal Teile der Festplatte neu partitionieren oder dieses Linux als Rettungssystem verwenden.

    Zudem eignet sich dieses Linux auch ganz gut, um nach einem Crash des Hauptsystems (oder nach einem Stromausfall) die meisten beteiligten Partitionen per fsck.ext3 zu checken, weil sie hier (mal abgesehen von der system_native-Partition) nicht eingehängt werden. Sie können dann ohne Umschweife mit einem brachialen fsck.ext3 -n an die ungemounteten Partition herangehen, noch bevor irgendein anderer Zugriff mögliche Dateninkonsistenzen noch verschlimmert.

    Dass die system_native-Partition trotzdem automatisch eingehängt wird, halte ich für vernachlässigbar, denn die Wahrscheinlichkeit, dass diese Partition von einem Crash oder Stromausfall in Mitleidenschaft gezogen wird, ist sehr gering, wenn Sie sie im täglichen Betrieb (wie vorgesehen) möglichst nicht aktiv benutzen.

  • sda5: os1
    (30 GB / Linux ext3)

    Installieren Sie hier ein Debian-Linux, mit dem Sie entweder ernsthaft arbeiten oder experimentieren werden.

    Idealerweise wäre das hier der perfekte Ort für ein fertiges System, mit dem Sie ernsthaft arbeiten können.

  • sda6: os2
    (30 GB / Linux ext3)

    Installieren Sie hier ein Debian-Linux, mit dem Sie entweder ernsthaft arbeiten oder experimentieren werden.

    Idealerweise wäre das hier der perfekte Ort, um neu erstellte Betriebssystem-Templates für längere Zeit zu testen.

  • sda7: os3
    (30 GB / Linux ext3)

    Installieren Sie hier ein Debian-Linux, mit dem Sie entweder ernsthaft arbeiten oder experimentieren werden.

    Idealerweise wäre das hier der perfekte Ort, um neue Betriebssystem-Templates zu bauen.

  • sda8: store
    (200 GB / Linux ext3)

    Das ist eine Daten-Partition und sie beherbergt kleine, also handliche Datenmengen. Die hier befindlichen Daten verändern sich meistens täglich und demnach sollte hierfür auch täglich ein Backup stattfinden.

    Achten Sie darauf, dass ein tägliches Backup umso weniger zeitintensiv ist, je weniger unnütze Daten Sie dieser Datenklasse anvertrauen.

    Beispiele für Daten, die hier gespeichert werden können:

    • Text-Daten
    • Office-Dokumente
    • Bilder, sofern sie klein sind und in geringer Anzahl auftreten
    • HTML-Projekte
    • Quellcode
  • sda9: multi
    (550 GB / Linux ext3)

    Das ist eine Daten-Partition und sie beherbergt extragroße Datenmengen. Die hier befindlichen Daten verändern sich nicht täglich und demnach muss auch ein Backup nicht täglich stattfinden.

    Beispiele für Daten, die hier gespeichert werden können:

    • speicherhungrige Multimedia-Daten, wie Filme, Bilder, Musik
    • große Nachschlagewerke
    • Betriebssysteme (siehe Rohstofflager)
    • Museumsstücke, die Sie nur deshalb aufheben, weil Sie sich von ihnen nicht trennen möchten
  • sda10: system_native1
    (50 GB / Linux ext3)

    Das ist eine Daten-Partition und sie beherbergt systemrelevante Daten.

    Beispiele für Daten, die hier gespeichert werden können:

    • ISO-Images des im Einsatz befindlichen Betriebssystems als Installationsquelle. Sie sollten im gebooteten Zustand gemounted sein, damit Sie zu jeder Zeit superschnell etwas mit "apt-get" nachinstallieren können, sobald Sie Bedarf haben.
    • Mount-Points
    • optimierte Shell-Skripte, die Installations- und Wartungsarbeiten erheblich beschleunigen (die Anleitungen in späteren Modulen werden davon Gebrauch machen, um Ihnen lästiges Abtippen in rudimentären Umgebungen zu ersparen)

    Für jeden im Einsatz befindlichen Betriebssystem-Typ sollte eine separate "system_native"-Partition existieren. Das ist notwendig, weil sich manchmal neuere Betriebssystemversionen an Stellen ändern, wo Sie es kaum vermuten werden, so dass Automatisierungsskripte speziell an einen Betriebssystem-Typ angepasst werden müssen.

    Beispiel: Ein Unterschied zwischen Debian 4 (Etch) und Debian 5 (Lenny) besteht darin, dass die im Verzeichnis "/dev/disk/by-id" abgebildeten Festplatten-Partition nun andere Namen haben. An vielen Stellen befindet sich da, wo vorher ein "-"-Zeichen gestanden hatte, nun ein "_"-Zeichen, nur eben nicht überall. An manchen Stellen sind im Namen weitere Ziffern hinzugekommen.

    Wer viele Festplatten besitzt und für jede Partition ein eigenes Mount-Skript geschrieben hat, hat bei einem Betriebssystemwechsel nun viel Arbeit, weil plötzlich nichts mehr funktioniert.

    Und weil Automatisierungen, die auf solche lästigen Kleinigkeiten Rücksicht nehmen müssen, schnell unübersichtlich werden, sind bei einem langsamen Umstieg auf ein neues Betriebssystem mehrere, maßgeschneiderte "system_native"-Partitionen die bessere Wahl.

    Mit konkreten Anleitungen zu "system_native"-Partitionen werde ich Sie später konfrontieren, nämlich dann, wenn Sie sie brauchen.

  • sda11: system_native2
    (50 GB / Linux ext3)

    Das ist eine Daten-Partition und sie beherbergt systemrelevante Daten.

    Siehe dazu "system_native1".

  • sda12: system_native3
    (50 GB / Linux ext3)

    Das ist eine Daten-Partition und sie beherbergt systemrelevante Daten.

    Siehe dazu "system_native1".

  • sda13: swap
    (4 GB / Linux swap)

    Planen Sie für Ihre Linux-Betriebssysteme auch eine gemeinsam genutzte SWAP-Partition ein. Ohne SWAP wird Ihr Rechner abrupt unbedienbar, sobald der Speicher voll ist, egal wie viele Gigabyte RAM Sie eingebaut haben. Mit SWAP fängt der Rechner bei vollem Speicher an, Daten auf die Festplatte auszulagern. Der Rechner wird langsamer, Sie werden merken, dass Sie Anwendungen schließen müssen und bekommen auch die Gelegenheit dazu, das zu tun. Als SWAP sollten Sie mindestens so viel Festplattenspeicher reservieren, wie Sie RAM haben. Die doppelte RAM-Größe wäre noch besser. Je mehr SWAP Sie reservieren, um so deutlicher werden Sie den Effekt der Verlangsamung des Rechners vor der vollständigen Auslastung von RAM und SWAP bemerken. Und um so höher wird die Chance, dass Sie noch rechtzeitig bemerken, dass Sie sich mit dem Öffnen von großen Bild-Dateien etwas übernommen haben.