Start   Impressum   Lizenz         online lesen   Download         Online-Shop   Jumping Blue Turtle

Debian für Unternehmer - Debian-Know-how

1205: Grafik-Chip-Treiber installieren

Aktuell steht mir nur eine einzige sinnvolle Hardware-Konstellation zur Verfügung, die ich so intensiv testen kann, dass ich die Richtigkeit der Anleitung weitestgehend sicherstellen kann.

1. Onboard-Graphik-Chip (NVIDIA) mit LCD-Monitor (Fujitsu Siemens)

Die folgende Beschreibung bezieht sich auf die Hardware des Referenzrechners.

Die Grafik-Chip-Treiber, über die X.Org standardmäßig verfügt, sind in Debian Lenny ziemlich gut geraten:

  • Die Grafik ist erstaunlich flüssig.
  • Selbst die Schriftgrößen sowohl in der Login-Maske des Display-Managers als auch im Desktop-Environment (im Window-Manager) selbst sind dieses mal ordentlich groß, also lesbar. Das war zu Etch-Zeiten noch anders.
  • Sogar das Umschalten zwischen 2 KDE-Sitzungen (<Alt>+<Ctrl>+<F7> / <Alt>+<Ctrl>+<F8>) geht superschnell ohne sinnloser 2-Sekunden-Zwangsabschaltung des Monitors.

Manchmal entwickelt sich tatsächlich etwas in die richtige Richtung. Allerdings haben die Standard-Treiber immer noch ein paar Nachteile:

  1. Was noch nicht funktioniert, ist das Abspielen von Filmen mit "mplayer" im Vollbild-Modus.
  2. Das Abspielen von Youtube-Videos in einem Web-Browser mit Flash-Plugin funktioniert zwar, aber sobald Sie während des Abspielens wahlfrei vor- oder zurückspulen, wird das System sehr stark ausgebremst. Es kommt vor, dass der Web-Browser und das Flash-Plugin mehrere Sekunden lang unbedienbar sind, bis das Abspielen des Videos normal weiter geht.

Was diese Nachteile betrifft, so können Sie jetzt zwischen Pest und Cholera wählen:

  • Sie lassen alles so, wie es ist, verzichten auf Filme im Vollbild-Modus und freunden sich mit schlechter Performance auf Youtube an.
  • Oder, sie installieren die Grafik-Chip-Treiber von NVIDIA, damit Filme im Vollbild-Modus funktionieren und Youtube eine Top-Performance hinlegt, bezahlen diese Entscheidung aber mit einer sinnlosen 2-Sekunden-Zwangsabschaltung des Monitors pro KDE-Sitzungswechsel.

2-Sekunden-Zwangsabschaltungen wurden Mitte der 1990er Jahre eingeführt, um Röhrenmonitore beim Wechseln der Grafik-Modi vor Schäden zu bewahren. Im Zeitalter von LCD-Monitoren ist das aber obsolet. In der Hoffnung, dass bald auch NVIDIA diesen Anachronismus beseitigt, sollte hier noch ein paar Jahre Geduld geübt werden.

Ich zeige Ihnen also, wie Sie den NVIDIA-Treiber zum Laufen bekommen können. Der Treiber wird unter anderem die Datei "/etc/X11/xorg.conf" so modifizieren, dass das X-Window-System mit ihm zusammenarbeitet.

1.1. Benötigte Pakete installieren

Bevor Sie mit dem eigentlichen Herstellertreiber beginnen, müssen Sie zunächst einige vom Herstellertreiber benötigte Pakete installieren:

apt-get install gcc
apt-get install linux-headers-2.6-686-bigmem
apt-get install make
1.2. "gcc 4.1" verlinken

Debian Lenny wird schon mit "gcc 4.3" ausgeliefert. Der Kernel wird aber noch mit "gcc 4.1" kompiliert. Und weil NVIDIA die Kernel-Headers benutzt, wird NVIDIA darüber stolpern, wenn es ein "gcc 4.3" vorgesetzt bekommt.

Im Verzeichnis "/usr/bin" können Sie das Problem lösen. Löschen Sie dort einfach den Symlink "gcc", der nach "gcc-4.3" zeigt und ersetzen Sie ihn durch einen Symlink, der nach "gcc-4.1" zeigt:

rm /usr/bin/gcc
ln -s gcc-4.1 /usr/bin/gcc
1.3. Herstellertreiber installieren

Der NVIDIA-Treiber wird innerhalb einer X-Sitzung die Installation verweigern. Sie müssen daher KDE verlassen, bevor Sie mit der Installation beginnen.

Beenden Sie alle KDE-Sitzungen und wählen Sie im KDM-Menü das "Console Login". Aktuell gibt es dort einen Bug, der Shortcuts ignoriert. Sie müssen daher mit der Hand eine Maus anfassen, diese umständlich hin- und herschieben und an den richtigen Stellen die linke Maustaste drücken.

Wenn Sie sich in einer Konsole befinden, dann starten Sie das Installationsskript des Herstellertreibers:

cd debian_6_0_4/4additional/4material/2nvidia-treiber
sh NVIDIA-Linux-x86-190.53-pkg1.run

Der Herstellertreiber führt Sie durch einen Dialog. Hier ist der von mir empfohlene Weg durch den Dialog:

  1. Lesen und akzeptieren Sie die Lizenz:
    → Accept
  2. Da ein Offline-Rechner keinen Internetanschluss hat, sollten Sie die Frage nach dem Herunterladen eines vorkompilierten Kernel-Interfaces mit "No" beantworten:
    → No
  3. Der Herstellertreiber wird jetzt gleich selbst ein Kernel-Interface kompilieren. Bestätigen Sie das mit "OK":
    → OK
  4. Nun werden Sie gefragt, ob die X-Konfigurationsdatei "/etc/X11/xorg.conf" aktualisiert werden soll. Das ist sinnvoll, denn ansonsten wird der neu installierte Treiber nicht aktiv werden. Wählen Sie "Yes":
    → Yes
  5. Zum Schluss wird Ihnen mitgeteilt, dass die X-Konfigurationsdatei "/etc/X11/xorg.conf" erfolgreich aktualisiert wurde. Bestätigen Sie mit "OK":
    → OK

Die neuere Version 190.53 hat offenbar die Punkte 2 und 3 überflüssig gemacht. Ich habe sie zunächst nur ausgegraut, weil ich noch nicht weiß, ob das jetzt endgültig so ist.

1.4. Rechner-Neustart

Rebooten Sie den Rechner, damit das X-Window-System die neue Konfiguration lädt:

reboot
1.5. Deutsche Tastatur einstellen

Wenn Sie sich nach dem Rechner-Neustart in eine KDE-Sitzung einloggen wollen und Login-Versuche abgewiesen werden, weil angeblich Ihr Passwort falsch ist, dann müssen Sie das Passwort so eingeben, als würden Sie mit einer englischen Tastatur arbeiten (Z und Y sind vertauscht und so weiter).

Das Problem ist, dass der NVIDIA-Treiber vergessen hat, die Tastatur-Layout-Angaben in die Datei "/etc/X11/xorg.conf" einzutragen.

Um das Problem zu beheben, öffnen Sie die Datei "/etc/X11/xorg.conf" mit einem Editor Ihrer Wahl:

nedit /etc/X11/xorg.conf

Suchen Sie nach einer Sektion, die wie folgt aussieht:

Section "InputDevice"
    # generated from default
    Identifier     "Keyboard0"
    Driver         "kbd"
EndSection

Tragen Sie dort die Eigenschaften Ihrer Tastatur ein. Die fettgedruckten Angaben sind die Zeilen, die Sie hinzufügen müssen:

Section "InputDevice"
    # generated from default
    Identifier     "Keyboard0"
    Driver         "kbd"
    Option         "XkbRules"   "xorg"
    Option         "XkbModel"   "pc105"
    Option         "XkbLayout"  "de"
    Option         "XkbVariant" "nodeadkeys"
EndSection
1.6. Rechner-Neustart

Rebooten Sie den Rechner, damit das X-Window-System die neue Konfiguration lädt:

reboot
1.7. Kontrolle

Wenn Sie jeweils vor und nach der Installation des Grafik-Chip-Treibers bei "nedit" unter "Help" den Punkt "Version" auswählen, dann können Sie sehen, unter welcher Auflösung X aktuell läuft.

Ohne Treiber
Visual: 16-bit TrueColor (ID 0x22, Default)
Mit Treiber
Visual: 24-bit TrueColor (ID 0x21, Default)
1.8. Resultate

Mit NVIDIA-Treiber laufen insbesondere Youtube-Videos deutlich flüssiger als ohne. Sicherlich werden noch weitere Teile des Systems von der Existens des NVIDIA-Treibers profitieren. Einziger Nachteil ist, wie oben bereits beschrieben, die deutliche Performance-Einbuße (von etwa 1000 Prozent) beim Wechseln zwischen verschiedenen parallel laufenden KDE-Sessions. Hier müsste NVIDIA mal nachbessern, denn die Debian-Standard-Ausstattung ohne Fremdtreiber zeigt schließlich, dass es auch anders geht.