Start   Impressum   Lizenz         online lesen   Download         Online-Shop   Jumping Blue Turtle

Debian für Unternehmer - Debian-Know-how

9030: Iceweasel installieren

Langsam wird es Zeit, dass Sie das System mit weiteren Web-Browsern bestücken, denn der Konqueror ist zwar für den Anfang ein relativ brauchbares Werkzeug, aber wirklichen Komfort gibt es eben nur mit richtigen Web-Browsern.

Dieses Modul macht mit Iceweasel den Anfang. Weitere Web-Browser folgen in weiteren Modulen.

1. Die Namen der Mozilla-basierten Web-Browser

In den letzten Jahren ist etwas Chaos im Zusammenhang mit den Web-Browsern entstanden. Der folgende Text ist der Versuch, das Chaos etwas zu ordnen:

  • Lange Zeit war in der Linux-Welt Netscape der einzige ernstzunehmende (graphische) Web-Browser und E-Mail-Client weit und breit.
  • Als 1998 der Quellcode von Netscape unter Open Source gestellt wurde, entstand daraus eine freie Software mit dem Namen Mozilla. Im Jahr 2002 gab es Mozilla in der Version "1.0".
  • Im Jahr 2002 fiel die Entscheidung, Mozilla in voneinander unabhängige Komponenten aufzuspalten. Die Web-Browser-Komponente wurde zu Phoenix und die E-Mail-Komponente wurde zu Minotaur.
  • Im Jahr 2003 wurde Phoenix in Firebird umbenannt. Zeitgleich wurde Minotaur in Thunderbird umbenannt.
  • Im Jahr 2004 wurde Firebird in Firefox umbenannt.
  • Im Jahr 2006 wurde die Weiterentwicklung von Mozilla eingestellt. Das letzte Release war die Version 1.7.13 und erschien am 21. April 2006. Ein Team aus Freiwilligen entwickelt seit Mitte 2005 die Software unter dem Namen SeaMonkey weiter.
  • Ebenfalls im Jahr 2006 gab es Streit zwischen Debian- und Mozilla-Entwicklern. Seitdem hat die Software in Debian-Umgebungen andere Namen, die sich von den offiziellen Namen unterscheiden:
    • SeaMonkey heißt in Debian Iceape.
    • Firefox heißt in Debian Iceweasel.
    • Thunderbird heißt in Debian Icedove.
  • Mit der Veröffentlichung von Debian Lenny im Jahr 2009 wurde Iceape aus Debian entfernt. Seitdem muss es über andere Kanäle besorgt werden, zum Beispiel durch das Herunterladen von SeaMonkey direkt von der Website "mozilla.org".
    • Bugs wie etwa Bug 540261 schränken die Benutzbarkeit von SeaMonkey derartig ein, dass er spätestens jetzt nicht mehr als Haupt-Web-Browser auf einem System eingesetzt werden kann.

2. Installation

Installieren Sie nun den Iceweasel wie folgt:

apt-get install iceweasel

Nach der Installation können Sie diesen Web-Browser per Kommandozeile starten, indem Sie dort entweder

iceweasel

oder

firefox

eingeben.

3. Rechtschreibkontrolle ausschalten

Seit Firefox 2.0 werden in Texteingabefeldern Wörter mit hässlichen roten Linien unterstrichen, die nicht im Wörterbuch des Browsers stehen, laut "Rechtschreibkontrolle" also "falsch" sind.

Wen das stört, der kann die Rechtschreibkontrolle wie folgt ausschalten:

  1. Iceweasel starten
  2. im Adress-Feld eingeben: about:config
  3. im Filter das passende Suchwort eingeben: spell
  4. In der Option layout.spellcheckDefault den Wert von 1 auf 0 abändern.

4. Google-Falle ausschalten

Bei Firefox/Iceweasel gibt es die berüchtigte Google-Falle nicht. Entsprechend muss hier auch nichts ausgeschaltet werden.

5. Private Passwörter nicht an den DNS-Server senden

Normalerweise gehören Passwörter nicht unverschlüsselt ins Internet. DNS-Server zum Beispiel sind Rechner, deren Job es ist, unter anderem Domain-Namen zu IP-Adressen aufzulösen. Ihr Job ist es nicht, Passwörter zu IP-Adressen aufzulösen!

Nun stellen Sie sich mal vor, Sie haben eine störrische Web-Site geladen, die so dumm programmiert ist, dass sie Sie zweimal nach einem Passwort fragt, um einmal Ihre Passwort-Eingabe zu verstehen. Irgendwann nehmen Sie das Passwort dann nur noch in die Zwischenablage und kopieren es so oft per mittlerer Maustaste in das Feld, bis die begriffsstutzige Seite es endlich hat.

Das geht ein paar Wochen gut. Irgendwann passiert es aber: Wieder einmal schlagen Sie sich mit einer solchen Seite herum und kopieren das Passwort mittels mittlerer Maustaste in das Feld. Nur heute treffen Sie das Feld nicht. Es geht buchstäblich daneben.

Was passiert? Der Web-Browser interpretiert Ihren Fehlschuss als einen Wunsch, die Web-Site "www.geheimes-passwort.com" zu laden, sendet munter das Passwort an den nächstbesten DNS-Server und meldet dann eifrig, dass die Web-Site "www.geheimes-passwort.com" nicht gefunden werden konnte.

Toll! Das schöne Passwort! Jetzt dürfen Sie es aus dem Verkehr ziehen.

Damit Ihnen solche peinlichen Missgeschicke nicht passieren, sollten Sie dieses unnütze Feature besser abschalten. Das geht so:

  1. Iceweasel starten
  2. im Adress-Feld eingeben: about:config
  3. im Filter das passende Suchwort eingeben: middle
  4. In der Option middlemouse.contentLoadURL den Wert von true auf false abändern.

6. Pull-down-Felder in Formularen abschalten

Wer in einem Iceweasel des Öfteren mal ein paar HTML-Formulare mittels Copy-and-Paste-Technik ausfüllen muss, wird bei diesem Browser sehr schnell eine extrem nervige Produktivitätsbremse loswerden wollen.

Das Problem

Sobald Sie mit der Maus (mittlere Maustaste) etwas in ein Input-Feld hineinkopieren, geht ein Pulldown-Menü auf, das exakt das enthält, was Sie gerade in das Feld hineinkopiert haben. Dieses Pulldown-Menü blockiert nun die gesamte Tastatur: Es ist nicht mehr möglich, auf einen anderen Desktop zu springen, um den nächsten Inhalt in die Zwischenablage zu kopieren. Bevor das wieder möglich ist, müssen Sie erst mit der Maus irgendwo sinnlos hinklicken, damit das Pulldown-Menü wieder verschwindet. Erst dann können Sie weiterarbeiten. Bei einem Formular mit 10 Eingabefeldern muss 10 mal sinnlos in die Landschaft geklickt werden. Das nervt extrem.

Die Lösung

Gehen Sie in die Settings:

  • Edit
  • Preferences
  • Privacy
  • Remember what I enter in forms and the search bar

Entfernen Sie das Häkchen bei letztgenanntem Punkt.

Dieser Konfigurationspunkt entspricht der "about:config"-Option "browser.formfill.enable", die Sie auch ohne Konfigurationsfenster auf "false" setzen können.

7. Font-Einstellungen in Iceweasel

Im frisch installierten Zustand hat der Iceweasel die folgenden Font-Einstellungen:

Iceweasel: 
- Proportional: Serif (16 pixels)
- Monospace: monospace (12 pixels)
Was heißt das?
  • Die Angabe "monospace" ist nicht wirklich eine Schriftart, sondern sie ist eine Art Platzhalter, der vom Betriebssystem durch eine konkrete Schriftart ersetzt wird.
  • Um genau zu sein, ist für diesen Mechanismus ein Konzept namens fontconfig verantwortlich.
  • Die Hauptaufgabe von "fontconfig" ist es, Anfragen zu beantworten, damit Fontplatzhalter wie "monospace" oder nichtexistente Fonts wie "Courier" aufgelöst werden können.
    • Mit dem Befehl
      fc-match monospace
      
      können Sie selbst ermitteln, dass "fontconfig" den Platzhalter "monospace" durch den realen Font "DejaVu Sans Mono" auflöst.
    • Wenn der Befehl
      fc-match courier
      
      als Ergebnis "Nimbus Mono L" als Ergebnis zurückliefert, dann ist auf dem aktuellen System keine echte "Courier"-Schriftart installiert. "Courier" wird daher durch die Schriftart "Nimbus Mono L" aufgelöst, die dem echten "Courier"-Font sehr ähnlich ist.
  • Das "fontconfig" kann hauptsächlich im Verzeichnis "/etc/fonts" konfiguriert werden.
    • Die Datei "/etc/fonts/fonts.dtd" als Dokumenttypdefinition definiert die Regeln, nach denen die Konfigurationsdatei "/etc/fonts/fonts.conf" ihre Inhalte auswerten soll (was bedeutet "dir", was heißt "cachedir" und so weiter).
    • Das Verzeichnis "/etc/fonts/conf.d" enthält Schablonen mit sinnvoll zugeordneten Ersatzschriftarten.
    • Das Verzeichnis "/etc/fonts/conf.avail" enthält die tatsächlich gültige Konfiguration mit sinnvoll zugeordneten Ersatzschriftarten. Sie ist systemweit (also für alle User gleichermaßen) gültig. Teile davon können aber durch lokale Konfigurationswünsche einzelner User in ihren Homeverzeichnissen überschrieben werden.

Nach längerer Analyse dieses Sachverhalts bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Default-Einstellungen doch recht sinnvoll sind. Um den Sachverhalt zu begreifen, hatte ich am 5. Januar 2010 eine Diskussion in der Newsgroup "mozilla.dev.tech.layout" gestartet.

8. Shortcut anlegen

Für "Iceweasel" können Sie den Shortcut "Win+F" definieren.

9. Weitere Einstellungen in "about:config"

Weitere empfohlene Änderungen unter "about:config" können Sie folgender Tabelle entnehmen:

Preference Name Original Änderungsvorschlag
browser.tabs.opentabfor.middleclick true false