4.1. Arbeitssystem zu einem Online-System machen4.1.4. E-Mail mit IcedoveDieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Programm Thunderbird, im Debian-Dialekt auch Icedove genannt. 4.1.4.1. Inbetriebnahme mit GMXSie werden nun erfahren, wie Sie Icedove so zum Laufen bekommen können, dass Sie damit E-Mail empfangen und versenden können. Gezeigt wird Ihnen das am Beispiel von GMX. Konkret werden dazu folgende Beispiel-Konfigurationsdaten verwendet: Outgoing Server (SMTP) Settings ------------------------------- Server Name: mail.gmx.net Port: 25 Use name and password: TRUE User Name: Hans.Wurst@gmx.de Account 1 --------- Account Name: Hans.Wurst@gmx.de Your Name: Hans Wurst Email Address: Organization: Server Type: POP Mail Server Server Name: pop.gmx.net Port: 110 User Name: Hans.Wurst@gmx.de Leave messages on server: TRUE 1. Treffen Sie erste Vorbereitungen Eventuell wollen Sie nicht, dass Icedove Ihre gesamte E-Mail-Korrespondenz der vergangenen 365 Tage herunterlädt. Um das zu verhindern, sollten Sie sich in die Web-Oberfläche Ihres E-Mail-Accounts einloggen und sämtliche im dortigen Posteingang befindliche E-Mail in einen anderen Ordner verschieben. 2. Kappen Sie die Internetverbindung Ganz wichtig: Stellen Sie sicher, dass Ihre DSL-Verbindung ausgeschaltet ist! Sie sollten den Rechner mit laufendem Icedove erst dann wieder ans Netz lassen, wenn Sie alle E-Mail-Konten so fertig konfiguriert haben, dass keine E-Mail unkontrolliert irgendwo abgerufen oder gar beim Provider gelöscht wird. 3. Programmstart Starten Sie das Programm Icedove: icedove 4. Erstkonfiguration Nach dem ersten Aufruf von Icedove: startet ein sogenannter "Wizard". Sie müssen Icedove zunächst grob konfigurieren, sonst kommen Sie nicht weiter. Bei Checkboxen stehen die Angaben "true" für "Ankreuzen" und "false" für "nicht ankreuzen". Gehen Sie wie folgt vor:
Nach der Erstkonfiguration befinden sich die von Ihnen gemachten Angaben
in Ihrem Home-Verzeichnis: 5. Konfigurationsänderungen am Konto Bevor Sie Ihre Internet-Verbindung aktivieren, sollten Sie noch ein paar grundlegende Einstellungen in der Konfiguration ändern. Ich schlage Ihnen hiermit sehr konservative Änderungen vor. Sie können gern Ihre eigenen Vorlieben einstellen, Sie sollten aber eins bedenken: Eine der Default-Einstellungen löscht die Nachrichten auf dem Server, wenn Icedove sie auf den Client übertragen hat. Mal abgesehen davon, dass Sie damit eine wunderbare Backup-Möglichkeit ausschlagen, ist diese Default-Einstellung besonders dann katastrophal, wenn Sie das aktuelle System erst noch testen wollen und derweil Ihre E-Mail noch mit einem E-Mail-Client auf einem anderen System verwalten wollen. Hier also der Vorschlag einer besonders vorsichtigen Konfiguration:
4.1.4.2. Das Programm Icedove konfigurierenWer lange Zeit mit Netscape 4.7x gearbeitet hatte, um die E-Mail-Korrespondenz damit abzuwickeln, wird beim Umstieg auf Thunderbird (Icedove) zwei unliebsame Überraschungen erleben. Mich haben beide Probleme sehr viel Zeit gekostet, aber ich hatte sie bereits im Jahr 2005 (damals noch in einer SuSE-Umgebung) einigermaßen zufriedenstellend gelöst. Im Folgenden werden die beiden Probleme erläutert und der Lösungsansatz vorgestellt. Der Standard "Format=Flowed" wurde ursprünglich erfunden, um das Kammquoting zu verhindern. Technisch funktioniert der Lösungsansatz so:
Und jetzt das Problem: Ein Sender sendet eine ASCII-Art per E-Mail und nutzt einen E-Mail-Client mit eingeschaltetem Format=Flowed (zum Beispiel Thunderbird/Icedove). Er sendet folgenden Text ab: ***** ***** * * * * ***** ***** * * * * ***** ***** - Stichpunkt 1 Diese Zeile soll mit zwei Leerzeichen beginnen. Denn dieser Text soll in der gleichen Spalte wie Stichpunkt beginnen. - Stichpunkt 2 - geschachtelter Stichpunkt 2.1 - geschachtelter Stichpunkt 2.2 - geschachtelter Stichpunkt 2.3 - Stichpunkt 3 - Stichpunkt 4 - Stichpunkt 5 Ein Empfänger nutzt einen E-Mail-Client, der Format=Flowed nicht interpretieren kann (und das ist so ziemlich jeder E-Mail-Client, der nicht "Thunderbird" oder "Icedove" heißt). Der Empfänger sieht dann folgendes verstümmeltes Resultat: ***** ***** * * * * ***** ***** * * * * ***** ***** - Stichpunkt 1 Diese Zeile soll mit zwei Leerzeichen beginnen. Denn dieser Text soll in der gleichen Spalte wie Stichpunkt beginnen. - Stichpunkt 2 - geschachtelter Stichpunkt 2.1 - geschachtelter Stichpunkt 2.2 - geschachtelter Stichpunkt 2.3 - Stichpunkt 3 - Stichpunkt 4 - Stichpunkt 5 Das Gegenteil von "Format=Flowed" ist übrigens "Format=Fixed". Zum Thema "Format=Flowed" gibt es noch folgende Literatur: RFC 2646 Wenn Sie zum Rest der Welt kompatibel sein möchten, der nun mal in aller Regel E-Mail-Clients benutzt, die nicht "Format=Flowed"-fähig sind, dann wollen Sie Icedove vielleicht dazu bringen, dass es E-Mail als "Format=Fixed" versendet. Sie können das wie folgt tun:
2. Balken Das Thema "Format=Flowed" ist zwar jetzt Geschichte, aber Zitate werden immer noch mit senkrechten farbigen Balken dargestellt. Diese haben den Nachteil, dass sie nicht per Zwischenablage kopiert werden können. Besser wäre es, wenn Ihr Icedove ein ">"-Zeichen nicht als Balken, sondern als ">"-Zeichen darstellen würde. Sie können Icedove so konfigurieren, dass es das wieder tut:
Das Resultat ist nur zur Hälfte befriedigend. Sie sehen jetzt zwar ">"-Zeichen als ">"-Zeichen, aber die farbigen Balken sind immer noch da. Mit einem kleinen Trick bekommen Sie die senkrechten Balken aber auch weg. Gehen Sie wie folgt vor.
So. Die senkrechten Balken sind jetzt weg. Die ">"-Zeichen sind als ">"-Zeichen sichtbar und Sie können E-Mail mit Zitaten per Copy-and-Paste beliebig weiterverarbeiten (ohne Qualitätseinbuße aber nur, wenn Sie die Inhalte aus dem Quellcode der E-Mail kopieren – <Ctrl>+<U>). In der Betrachtung werden Zitate auch schön farbig dargestellt:
Der einzige Nachteil, der nach wie vor besteht, ist, dass die Zeichenketten "From" und "from", wenn sie am Zeilenanfang stehen, zu einem ">From" oder ">from" verstümmelt werden. Ob und wie man das Problem beheben kann, das ist sicherlich wieder ein ganz anderes Kapitel und hat womöglich nichts mit Thunderbird/Icedove zu tun. 3. Zeitformat Zu SuSE-Zeiten war es selbstverständlich, ein Thunderbird zu haben, in dem die Zeitangaben der E-Mail-Nachrichten im Format "24h" angezeigt wurden, obwohl alle Spracheinstellungen auf dem Rechner auf Englisch gesetzt waren. Offenbar wurde damals das Thema Zeit etwas lax gehandhabt. Jetzt ist das anders. In Debian Etch ist das Zeitformat von Icedove jetzt standardmäßig auf "12h am/pm" gesetzt. Um es auf das Format "24h" zu bekommen, muss eine spezielle Spracheinstellung in der Linux-Konfiguration geändert werden. Konkret geht es hier um die Umgebungsvariable "$LC_TIME". Mit dem Befehl locale können Sie die aktuellen Belegungen der Loalisierungs-Umgebungsvariablen einsehen. Der Default-Wert von "$LC_TIME" ist "en_US.ISO-8859-15". Um Icedove zur Verwendung eines "24h"-Zeitformats zu überreden, hängen Sie nun mit Hilfe eines Editors an das Ende der Datei "/etc/environment" nachfolgend dargestellte Zeichenkette an: LC_TIME="de_DE@euro" Starten Sie anschließend den Rechner neu. Sofern Sie die Sprachumgebung "de_DE@euro", wie in Kapitel 3.4.8.2. gezeigt, ordentlich installiert haben, sollten Sie nun feststellen, dass Icedove nun nicht nur die Zeit im 24-Stunden-Format anzeigt, sondern auch das Datum im Format "TT.MM.JJJJ". 4.1.4.3. WeblinksMehr Informationen zum Thema "Format=Flowed" gibt es hier: |